Metropolit Athanasios von Limassol - der Besuch des Papstes


Metropolit Athanasios von Limassol (Zypern) spricht über den bevorstehenden Besuch des Papstes in Zypern

Auszug eines Interviews mit dem Metropoliten von Limassol in der Zeitschrift „Phileleftheros" am 23/05/2010 und Antigone Solomonidou Drousiotou

***

Die meisten Menschen wissen, daß der berühmte „P. Maximos" in „Der Berg der Stille: Eine Suche nach Orthodoxer Spiritualität" der Metropolit Athanasios von Limassol ist. Er war Mönch auf dem Berg Athos, der Gelegenheit hatte, Zeit mit solchen heiligen Ältesten wie Paisios und Ephraim von Katounakia und anderen zu verbringen. Zur Zeit, als er das Buch schrieb, war er Abt der Klosters „Panagia Machera". In der Zwischenzeit wurde er zum Bischof von Limassol geweiht.

Metropolit Athanasios distanziert sich von der offiziellen Position der Kirche von Zypern bezüglich des Papstbesuches in Zypern. Er stellt klar, daß er dagegen ist, mit der Begründung, daß das Papsttum eine Häresie ist, und daß der Besuch des Vorstehers der katholischen Kirche hier in den Seelen der unschuldigen frommen Christen Anstoß erregen wird. Gleichzeitig betont er, daß es kein anstößiges Benehmen geben sollte, keine Unhöflichkeit, kein schlechtes Verhalten. Er hat persönlich bestätigt, daß er nicht am Empfang teilnehmen werde.

Warum erregt der bevorstehende Besuch von Papst Benedikt XVI auf der Insel Anstoß bei der Kirche und ihrer Herde?

Ich glaube, daß der Papstbesuch in Zypern eine Reihe von Gewissensproblemen bei vielen frommen Christen verursachen wird. Es wäre besser, wenn er nicht käme, weil ich glaube, daß es uns in keiner Weise nützen wird, da ich bisher keine positive Intervention des Vatikans im Hinblick auf unsere nationalen Fragen gesehen habe. Es hat bereits große Unruhen verursacht, etwas, das wir zu diesem Zeitpunkt nicht brauchen.

Haben wir etwas zu befürchten?

Ich sage nicht, daß wir mit der Ankunft des Papstes in Gefahr geraten, wir werden unseren Glauben nicht verraten, noch wird die orthodoxe Kirche fallen. Nur gab es diversen altkalendarischen Kreisen Anlaß uns vorzuwerfen, daß wir nachgiebig sind, daß wir hinsichtlich der Grundsätze des orthodoxen Glaubens Zugeständnisse machen, und sie haben eine ganze Reihe von Fragen bei vielen Menschen hervorgerufen. Natürlich wurde der Papst durch den Präsidenten der Republik eingeladen, und der Bischof gab seine Zustimmung.

Haben sie das in der Heiligen Synode diskutiert?

In der letzten Heilige Synode wurde die Frage unserer Präsenz oder Nicht-Präsenz bei Veranstaltungen mit dem Papst aufgeworfen. Ich weigerte mich teilzunehmen und sagte, daß wir nichts davon wussten. Wir haben die Information vom Kommen des Papstes aus der Zeitung erfahren.

Erfahren sie die Neuigkeiten gewöhnlich aus den Zeitungen?

Der Erzbischof hat mehrere Pflichte, und wir haben nicht den Anspruch, daß er macht, was wir sagen. Wir bestehen jedoch auf unserem Recht zu sagen, daß wir nichts vom Kommen des Papstes wussten, und daß, wenn man uns gefragt hätte, ich persönlich nein gesagt hätte, weil es in den Seelen der unschuldigen, frommen, orthodoxen Christen Anstoß erregen wird, wie wir es bereits jetzt sehen.

Wir leben im 21. Jahrhundert; wir sind in der Europäischen Union. Sollte es keine Kommunikation zwischen den Kirchen geben?

Dialoge können wir mit jedem Menschen führen, um so mehr mit heterodoxen und andersgläubigen. Es ist etwas anderes, ob wir einen Dialog führen, oder ob wir den Papst als einen kanonischen Bischof empfangen, der für uns Orthodoxe ein Häretiker ist, außerhalb der Kirche, und daher nicht einmal Bischof.

Aufgrund des Schismas?

Er befindet sich seit über einem Jahrtausend außerhalb der Kirche, er ist kein kanonischer Bischof, er hat nichts mit der Wirklichkeit der Einen, Heiligen, Katholischen und Apostolischen Kirche Christi zu tun. Es ist eine Sache, ihn als kanonischen Bischof zu begrüßen und eine andere, sich mit ihm, wie mit einem Andersgläubigen zu unterhalten, um ihm die Wahrheit des orthodoxen Glaubens und der Tradition zu offenbaren.

Der Ökumenische Patriarch traf sich mit dem Papst und hat einen Dialog zwischen den Kirchen begonnen.

Wie ich schon sagte, ist der Dialog nicht schlecht, wenn er unter den richtigen Voraussetzungen geführt wird, aber es ist falsch, diesen Leuten zu sagen, daß wir sie als Kirche anerkennen, daß wir den Papst als Bischof anerkennen, als unseren Bruder in Christus im Priestertum und im Glauben. Das kann ich nicht akzeptieren, weil wir dann lügen, denn alle die Heiligen Väter haben genau das Gegenteil gelehrt. Das Papsttum ist eine Häresie und eine Quelle von vielen anderen Häresien, die heutzutage die ganze Welt plagen. Ein zeitgenössischer Heiliger, der Heilige Justin Popovic, sagte, daß es in der Geschichte der Menschheit drei tragische Fälle gab: den des Erstgeschaffenen Adam, den des Jüngers Christi, Judas, und den des Papstes, der, als er der erste Bischof der Kirche war, vom apostolischen Glauben abfiel, von der kanonischen Kirche getrennt wurde und bis heute eine große Anzahl von Menschen mit sich gezogen hat.

Was sagt der Papst über die Orthodoxen?

Der Papst sagte über uns, die Orthodoxen, daß wir eine unvollständige Kirche sind. Gott ist einer.
Ja, Gott ist Einer und die Kirche Gottes ist Eine, deshalb sagen wir im Glaubensbekenntnis "an die Eine, Heilige, Katholische und Apostolische Kirche." Diese Eine ist die orthodoxe Kirche, viele Kirchen gibt es nicht.

Ist es nicht egoistisch zu denken, daß nur wir es sind?

Es ist nicht egoistisch. Wenn Sie zum Beispiel sagen, daß die Italiener keine Griechen sind, was die Wahrheit ist, dann beleidigen sie den anderen nicht. Wenn ich dem anderen sage, daß es nichts ausmacht, daß er katholisch ist und daß wir alle zur selben Kirche gehören, dann spiele ich in diesem Moment mit ihm, wo all die Heiligen Väter uns lehren, daß die Heilige Katholische und Apostolische Kirche Christi Eine ist.

Warum ist unsere Kirche diese Eine Kirche und nicht die Päpstliche?

Weil die orthodoxe Kirche den Glauben der Apostel und die Erfahrung der Propheten bis heute unerschütterlich bewahrt. Leider fügten die Papisten nach ihrer Trennung von der Kirche ihrem Glauben viele häretische Dogmen hinzu, sie änderten das Glaubensbekenntnis und vor allem erhoben sie den Papst zum herausragenden und einzigen Vertreter Gottes auf Erden. Sie sagen, der Papst sei unfehlbar, und wer keine Gemeinschaft mit dem Papst hat, hat keine Gemeinschaft mit Gott. Das sind die offiziellen Verlautbarungen ihrer Synoden.

Wenn sie dem Glaubensbekenntnis Dinge hinzufügen, die die Heiligen Väter nicht geschrieben haben und viele andere falsche Lehren, dann ist das Häresie. Das ist die Realität.

Wie begegnet die Orthodoxe Kirche den Häretikern?

Mit viel Liebe. Wir lieben den Papst, wir lieben die Papisten, wie wir jeder Menschen lieben, wir verachten sie nicht, wir lehnen sie nicht als Person ab, aber wir akzeptieren nicht die Häresie, wir akzeptieren nicht die falsche Lehre, wir akzeptieren nicht den Irrtum. Weil wir sie lieben, müssen wir ihnen die Wahrheit sagen.

Natürlich hat jeder seine eigene Wahrheit.

Deshalb findet der Dialog statt, damit sich auf der Grundlage der historischen Quellen erweist, welche Kirche den apostolischen Glauben und die apostolische Erfahrung der Heiligen bewahrt hat.

Glauben sie, daß der Dialog zu Ergebnissen führen kann?

Ja, wenn er richtig geführt wird und unter den richtigen Voraussetzungen. Aber leider, führt er so, wie es heute geschieht, zu keinen Ergebnissen, und deshalb diskutiert man schon so viele Jahre, ohne irgendwelche Resultate.

Hört jeder nur sich selbst (und den anderen nicht zu)?

Sie müssten den Dialog so führen, daß er durch die Heilige Schrift abgesichert ist, mit Demut und mit Liebe und in dem Bemühen, die Wahrheit Christi zu beweisen. Auf diese Weise würde alles einfach werden.

Wird der Dialog nicht mit Demut und Liebe geführt?

Ich weiß es nicht, ich nehme nicht an den Dialogen teil, aber bisher habe ich keine signifikanten Ergebnisse gesehen, die aus den getroffenen Entscheidungen hervorgegangen wären.

Weil ich anderer Meinung bin bedeutet das nicht, daß ich ungehorsam und außerhalb der Kirche bin.

Es gibt eine Bewegung, die Bücher gegen den Papst verbreitet und Proteste vorbereitet. All das findet nicht meine Zustimmung. Es sollte kein ungehöriges Benehmen geben, keine Unhöflichkeit, keine Verfehlung. Aber es ist etwas anderes, unsere Meinung zu sagen, schließlich leben wir in einer Demokratie, und etwas anderes, häßliche Maßnahmen zu ergreifen. Freimütig und vor allen Menschen stimme ich dem Kommen des Papstes nach Zypern nicht zu, und ich sage aus ganzem Herzen, daß der Papst ein Häretiker ist, er ist kein Bischof, er ist kein orthodoxer Christ, und das sagen die Heiligen Väter. Wenn ich mich irre, bin ich bereit mich korrigieren zu lassen, allerdings auf der Grundlage der Heiligen Väter, nicht auf der Grundlage der Mentalität der Globalisierung. Nur weil ich anderer Meinung bin, bedeutet das nicht, daß ich ungehorsam bin und mich außerhalb der Kirche befinde.

Zünden sie durch Ihre Aussagen nicht ein Feuer in denen an, die bereits Anstoß nehmen am Kommen des Papstes?

Was immer wir zu sagen haben, das sagen wir mit aller Verantwortung und Aufrichtigkeit; wir entzünden kein Feuer, nur weil ich nicht als jemand präsentiert werden möchte, der leichten Gewissens zustimmt und die Präsenz des Papstes in Zypern akzeptiert.

Der Erzbischof hat sich in der Synode mit unseren Meinungsverschiedenheiten auf sehr demokratische Weise befaßt.

Haben sie dem Besuch des Erzbischofs im Vatikan zugestimmt?

Wir wurden nicht gefragt, aber er ist auch nicht verpflichtet uns zu fragen. Was brachte sein Besuch im Vatikan?

Ich weiß es nicht. Hat er sie nicht informiert?

Er informierte uns, aber ich persönlich hatte kein besonderes Interesse. Der Papst sagt immer förmliche und höfliche Worte, wie er sie auch jetzt sagen wird, wenn er nach Zypern kommt, aber er wird nichts Wesentliches tun, weil er kein Führer der Kirche ist, sondern ein Politiker, der nicht in Widerspruch mit dem politischen Regime und dem Establishment kommen kann. Hat der Papst jemals die orthodoxe Kirche verteidigt? Wir waren mit so vielen Eroberern konfrontiert, hat er uns jemals verteidigt? Ganz zu schweigen, daß wir unter der Frankenherrschaft unter den Päpsten und den päpstlichen Bullen litten, die uns vernichten wollten. Heute abend haben wir die 13 Märtyrer von Kantara gefeiert, die im Auftrag des Vatikans getötet wurden. Wir haben 400 Jahre in grausamer Sklaverei unter der Frankenherrschaft verbracht. Das war schlimmer als die Türkenherrschaft. Aber ich will nicht zurückgehen. Die Gründe, aus denen ich heute reagiere, sind rein theologisch. Als wir zu Bischöfen ordiniert wurden, schworen wir, den orthodoxen Glauben zu bewahren.

Bewahren die Priester, die den Papst empfangen werden, den orthodoxen Glauben nicht?

Der Apostel Paulus sagte, daß derjenige, der Fleisch ißt, das den Götzen geweiht ist, denjenigen nicht verurteilen soll, der es nicht tut. So verurteile auch ich diejenigen nicht, die anwesend sein werden, aber ich will auch nicht verurteilt werden, weil ich nicht teilnehmen werde.

Der Vatikan tut nichts ohne Absicht.

Vergangenen Sonntag wurde in den Kirchen eine Enzyklika der Heiligen Synode vorgelesen, und es hat Eindruck auf die Leute gemacht, als die Namen der Mitglieder der Synode einzeln vorgelesen wurden.

Wir alle beschlossen eine Enzyklika für das Volk herauszugeben, damit es in Einheit mit seiner Kirche bleibt, damit es nicht auf die Alt-Kalendaristen hört, die sie von der kanonischen Kirche trennen wollen. Was in der Enzyklika nicht klargestellt wurde war, daß wir nicht alle einverstanden sind mit der Einladung an den Papst.

Was glauben sie, warum der Papst nach Zypern kommt?

Wie sie verstehen werden, erleben die Papisten eine schwere Krise angesichts all der Skandale, die ans Licht der Öffentlichkeit gelangen.

Pädophilie?

... ich möchte es nicht beim Namen nennen, aber jeden Tag veröffentlicht die Presse traurige Dinge. Ich verurteile nicht, aber der Papst hat den Eindruck, daß er der erste und einzige Stellvertreter Christi auf Erden ist, und deshalb macht er solche Missionen.

Er sagte, er will eine Pilgerreise auf den Spuren des heiligen Paulus machen.

Nur, daß der Apostel Paulus sich nicht mit einem kugelsicheren Auto, das 500 000 Euro kostet, fortbewegt hat, und das, wie ich las, von der zyprischen Regierung gekauft wurde, damit der Papst zwei Tage lang in Zypern herumreisen kann. Ich persönlich war schockiert von dieser Nachricht und ich sagte, daß sich ein kugelsicheres Auto für den Stellvertreter Christi nicht schickt. Und das Volk muß mitten in der Finanzkrise die Kosten dafür tragen.

Die Ankündigung der Vertreter des Papstes besagt, daß er nach Zypern kommen wird, um die menschlichen und christlichen Werte und Prinzipien zu fördern, und daß er auf den Spuren des Apostels Paulus wandeln und die orthodoxe Kirche in einem Geist der Brüderlichkeit und in guter Absicht treffen möchte.

Wir zweifeln nicht an seiner guten Absicht - möge es so sein. Möge er dem Apostel Paulus ähneln und auf den Reichtum der orthodoxen Kirche treffen. Wir beten, daß er zur orthodoxen Kirche zurückkehrt, und daß er wieder ein orthodoxer Bischof wird, wie er es vor dem Schisma war. Einzig und allein das ist der angemessene Weg zur Einheit.

Was verbirgt sich ihrer Meinung nach dahinter?

Der Vatikan tut nichts zufällig noch macht er naive Bewegungen. Jede Reise eines jeden Papstes hat das Ziel, ihn als den weltweiten Führer der Christenheit zu präsentieren. In diesem Augenblick ist er jedoch weder ein kanonischer Bischof noch orthodox, deshalb ist er nicht in der Position, sich als derjenige zu präsentieren, der den ersten Platz als Bischof einnimmt.

Kann es auch verborgene politische Interessen geben?

Ich weiß nicht, ich denke, daß wir keinen politischen Nutzen vom dem Besuch des Papstes haben werden, sondern nur viele Ausgaben und große Verwirrung im Gewissen der Gläubigen.

Der Erzbischof sagte, daß diejenigen, die nicht einverstanden sind, sich außerhalb der Kirche stellen.

Ich kenne die Aussagen seiner Eminenz nicht, aber ich glaube nicht, daß jemand, der mit dem Kommen des Papstes nicht einverstanden ist, sich selbst außerhalb der Kirche stellt. Ich bin nicht einverstanden und ich bin nicht außerhalb der Kirche.

Warten sie!

Wie der Erzbischof selbst betont, hat die Kirche eine demokratische Verfassung und es ist etwas anderes, ob man anständig argumentiert oder ob man zu unziemlichen Mitteln greift.

Übersetzung: Sr. Matthaia
©Heiliges Kloster Pantokratoros 





Pantokratoras
Powered by active³ CMS - 29.03.2024 11:15:45