Hl. Nikolaj Velimirović

Die apokalyptischen Zeichen
    unserer Epoche [1]

Ihr habt die Apokalypse des Johannes gelesen und seid von Angst ergriffen worden. Euch scheint, dass jene furchterregenden Beschreibungen sich genau auf unsere Epoche beziehen. Jemand hat euch den Text dahingehend ausgelegt, dass alle jene schrecklichen Drachen und Ungeheuer bereits in die Welt gekommen sind: der rote Drache (Offb 12,3ff) als Sozialismus, das schwarze Untier mit den zehn Hörnern (Offb 13,1ff) als Freimaurerei, das Untier mit den zwei Hörnern (Offb 13,11ff) als Häresie. Und alle diese Ungeheuer führen Krieg gegen das Christentum!

Genau so ist es, meine Brüder und Schwestern. In unserer Epoche hat die Hölle alle ihre Heerscharen gegen Christus in Bewegung gesetzt, doch die wahren Christen müssen furchtlos auf das schauen, was vor ihnen liegt, mit unerschütterlichem Glauben und Vertrauen in Den, Der allein unbesiegbar ist. Sagte nicht der Herr Seinen Jüngern damals, als sie nur eine Handvoll waren inmitten des Römischen Reichs: "Fürchte dich nicht, du kleine Herde. Denn es hat eurem Vater gefallen, euch das Reich zu schenken" (Lk 12,32). Und diese prophetischen Worte wurden Wirklichkeit. Die Jünger Christi besiegten das Römische Reich sowie viele andere Reiche dieser Welt und gewannen das Reich der Himmel.

Die Apokalypse ist ein Buch, das, so glaube ich, prophetische Bedeutung hat für alle Generationen der Christen bis ans Ende der Zeit. Deshalb bezieht jede Generation den Sinn dieses Buches auf ihre eigene Epoche. Denn in jeder Epoche erhoben sich irgendwelche Drachen gegen den christlichen Glauben. Gepanzert mit allen Waffen der Erde und gottlos, erhob sich jeder dieser Drachen, blähte sich auf, zischte, schoß sein Gift ab, doch am Ende zerbröckelte ein jeder von ihnen und zerfiel zu Asche. Stets blieb der allmächtige Christus Sieger über jedes apokalyptische Ungeheuer.

So geschah es zu allen Zeiten und so wird es auch in der letzten Zeit geschehen, die dem Gericht Gottes vorausgeht. Lest aufmerksam, was der Seher der Apokalypse sagt: Alle Untiere, alle Drachen und alle Könige der Lüge werden sich gegen das Lamm Gottes erheben, und das Lamm Gottes wird sie alle besiegen. "Sie werden Krieg führen gegen das Lamm, und das Lamm wird sie besiegen, denn Herr der Herren ist es und König der Könige" (Offb 17,14). 

Was wollt ihr mehr als eine solche Garantie für den Sieg Christi? Denn Christius ist es, Der hier als Lamm dargestellt wird. Bei den irdischen Kriegen um Besitz und Macht weiß man nie im voraus, wer siegen wird, und trotzdem kämpfen die Krieger beider Seiten mit Tapferkeit und Hoffnung. Wir aber führen einen geistigen Krieg, bei dem der Sieg von vornherein garantiert ist von Gott Selbst, vorhergesagt, vorhergesehen und gesichert. Durch viele Siege des unbesiegbaren Christus über alle Apostel der Lüge und Organisationen der Finsternis.

Ihr fragt: Ist  dieser hier der letzte Krieg? [2] Wer weiß? Christus Selbst hat ja gesagt: "Jenen Tag und jene Stunde weiß keiner, nicht einmal die Engel in den Himmeln, sondern nur Mein Vater allein"  (Mt 24,36).  Ist dies der letzte Krieg für Christus und gegen Christus? Möge er es sein! Wenn es der letzte ist, dann laßt uns frohlocken und uns freuen, denn selbst wenn der Kampf in diesem letzten Krieg gewaltig sein wird, werden doch auch die Kränze überaus glanzvoll sein. Der letzte Krieg wird der letzte und erhabenste Sieg des Lammes sein. Welcher Christ würde nicht aus ganzem Herzen begehren, Teilhaber an diesem Sieg der Siege zu werden?

Deshalb - fürchtet euch nicht, der Sieg des uns von Christus geschenkten Glaubens ist unverrückbarer gesichert als die Grundfesten der Welt. Entsprechend Seinem Willen schiebt Er den Endsieg hinaus, vielleicht damit eine so große Zahl von Menschen wie nur möglich denselben sehen kann, vom Himmel her und auf Erden, und mehr Herzen sich freuen können darüber.

Quelle: http://www.prodromos-verlag.de/b%FCcher.html


[1] Dies ist Brief 115 der Sammlung der 300 "Hierapostolischen Briefe" (1937-41), gerichtet an die Gemeinschaft des Heiligen Johannes. Aus. Übersetzt vom Kloster des Hl. Johannes d. Vorläufers aus der zweibändigen griech. Ausgabe, Verlag En Plo, 4. Aufl. Athen 2010, Bd. 1.
[2] Der hl. Nikolaj spricht hier vom 2. Weltkrieg.



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