Altvater Porphyrios: «Der Christ sollte die krankhafte Religiosität vermeiden»


Altvater Porphyrios: «Der Christ sollte die krankhafte Religiosität vermeiden»

 

Einmal sagte der Altvater zu mir: «Am richtigsten ist es, krankhafte Religiosität zu vermeiden, was heißt, sich weder wegenseiner Religiosität überlegen, noch wegen seiner Sündhaftigkeit minderwertig zu fühlen.Minderwertigkeitskomplexe, Demut, Melancholie und Reue unterscheiden sich vollkommen voneinander.

Eines Tages besuchte mich ein weltlicher Psychiater, der das Christentum für das Entstehen vonSchuldgefühlen und Melancholie verantwortlich machte. Ich entgegnete ihm: Ich gebe zu, dass sich einige Christen aufgrund eigener oder fremder Fehler in den krankhaften Zustand der Schuldgefühle verfangen. Doch auch du musst zugeben, dass die weltlich Gesinnten einer schlimmeren Krankheit zum Opfer fallen, dem Hochmut.

Und während die religiösen Schuldgefühle beiChristus, mit Reue und Berichte vergehen, vergeht der Hochmut der Weltlichen, die sich fern von Christus befinden, niemals.»

Mit diesen Stellungnahmen des Altvater klärten sich einige meiner Fragen, die ich mir innerlich immer wieder stellte und die psychologische Probleme des christlichen Lebens betrafen. Ich erkannte, dass der Altvater wollte, dass wir den Hochmut vermieden, der sich gern als rechtfertigendes«christliches» Pharisäertum oder Selbstverurteilung eines angsterfüllten «christlichen» Gewissens tarnt.

Ich sah, dass sich die Anmaßung der sich selbst als «rein» Wahrnehmenden nicht wesentlich von der Feigheit der sich selbst als «schuldhaft» Empfindenden unterscheidet,da es sich um zwei Seiten der gleichen Münze handelt, und zwar der des Hochmuts.

Denn der wahrhaft gläubige Christ befreit sich von der Schuld mit der Beichte,der Vergebung der Sünden, und erfreut sich sodann seiner Freiheit,die ihm Christus schenkte, im Wissen, dass es sich dabei um ein Gottesgeschenk handelt, für das er dankbar ist und das er nicht verschmähen sollte. Das Blut Christi macht ihn rein,nicht seine eigenen Taten. So ist er froh und nicht hochmütig,während er in allen anderen das Potential zum Guten sieht,durch das Blut Christi.

Der Altvater zeigt uns einen Weg auf, der sowohl dasÜble (die Sünde),als auch das Übelste (Hochmut der Tugendhaftigkeit) umgeht und zum Besten hinführt, nämlich zur Demut. Deswegen versuchte er, die wahre Natur der Demut zu vermitteln. Er sagte zu mir: «Seien wir demütig, aber sprechen wir nicht stets betont demütig daher. Dies ist eine Falle des Teufels, die Verzweiflung und Trägheit weckt, während wahrer Demut Hoffnung und Erfüllung der Gebote Christi folgen.»

 

Mit seinen Unterweisungen und insbesondere durch seine Erfahrungen hütete der Altvater seine Schäflein und führte sie auf grüne Weiden der Liebe und der Demut. Er lebte selbst in Demut und war überzeugt davon, dass er selbst ein «Nichts» sei, weil Gott, wie er zu sagen pflegte, «alles» sei, und dass alles, was wir als seins wahrnahmen, in Wirklichkeit nicht sein Eigen, sondern ein Gottesgeschenk sei.

 

Auszug aus dem Buch«Ανθολόγιο Συμβουλών»von Priestermönch Porphyrios.

Übersetzung: Alexia Ghika- Kyriazi

 


Unsere Besucher lesen auch Folgendes:




Pantokratoras
Powered by active³ CMS - 16.04.2024 12:47:02