Hl. Ignatij Briantschaninow
 
Über das Mönchtum [1]
 
Gespräch zwischen
einem Weltlichen und einem Mönch
 
2. Teil
 Die Ehelosigkeit der Mönche [2]

Weltlicher: Heutzutage behaupten viele, das Leben in Ehelosigkeit sei weder natürlich, noch auch möglich. Sie sagen, indem der Mensch damit der Natur die legitime Tür der Ehe verschließe, nötige man sie, illegitime Türen zu suchen.
 
Mönch:  Jeder Mensch beurteilt die Dinge gemäß seiner persönlichen Erfahrung. Was er nicht kennt und nicht erfahren hat, scheint ihm unmöglich. Für diejenigen hingegen, die es kennen und erfahren haben, ist das Leben in Ehelosigkeit nicht nur möglich, sondern auch das einzige der menschlichen Natur gemäße Leben. 

Die Heiligen Väter, die über dieses Thema geschrieben haben, sagen übereinstimmend, dass das Leben in Ehelosigkeit die natürliche Lebensweise des Menschen vor dem Fall war und erst  für den gefallenen Menschen zu etwas widernatürlichem wurde. Mit seiner geistigen Erneue-rung jedoch erwirbt der Mensch abermals die Fähigkeit zum Leben in Jungfräulichkeit und Ehelosigkeit.

 Gott ehrt die Ehelosigkeit mehr als die Ehe, obwohl das Christentum dem Ehestand  große Würde verliehen hat, ungleich größere, als er in vorchristlicher Zeit hatte (s. Eph 5,32).  

Der Gottmensch lebte auf Erden ein jungfräuliches Leben. Seine Allheilige Mutter war und blieb Jungfrau. Die heiligen Apostel Johannes der Theologe, Paulus und Barnabas sowie unzweifelhaft viele andere, lebten in Jungfräulichkeit.[3] Von den ersten christlichen Zeiten an traten

Gruppierungen von Jungfrauen auf – ein Phänomen, das höchst selten war in der Zeit vor der Erneuerung der menschlichen Natur durch den Welterlöser.  

Dank dem Herrn und durch Ihn wurde das göttliche Wohlwollen über das ganze Menschengeschlecht ausgegossen, wie die Engel bei Seiner Geburt zu Recht sangen (s. Lk 2,14), und erleuchtete und heiligte die Menschen mit einer Vielzahl von Gnadengaben. 

In der Belehrung, die der Priester gemäß der kirchlichen Gottesdienstordnung am Ende des Mysteriums der Eheschließung den Neuvermählten vorliest, wird die geistige Fruchtbarkeit der Christen auf sehr anschauliche Weise dargestellt:

 „Der große Acker der Kirche Gottes unseres erhabenen Herrn wird auf dreierlei Arten bebaut und trägt Frucht auf dreierlei Arten. Der erste Abschnitt des Ackers wird bebaut  von jenen, die die Jungfräulichkeit liebten und diese unversehrt bewahren bis ans Ende ihres Lebens, und er bringt der Scheune des Herrn die Frucht der Tugenden hundertfältig ein. Der zweite Abschnitt des Ackers wird bebaut von denen, die nach ihrer Verwitwung in Enthaltsamkeit leben, und er bringt sechzigfältige Frucht ein. Der dritte Abschnitt des Ackers wird bebaut von denen, die kraft des Mysteriums der Eheschließung das gemeinsame Joch der Ehe auf sich nahmen, und wenn sie in Frömmigkeit und Gottesfurcht leben, bringt er dreißigfältige Frucht ein. Derselbe Acker hat verschiedene Abschnitte von je unterschiedlicher Fruchtbarkeit. Doch alle sind ge-segnet und des Lobes wert entsprechend ihrer Zweckbestimmung. Wie der gottweise Ambrosius sagt, preisen wir so die Jungfräulichkeit, damit auch der Witwenstand nicht verworfen werde, und den Witwenstand ehren wir, damit auch die Ehre der Ehe hochgehalten werde.“ [4]
     
Weltlicher:  Wie kann ein Christ erkennen, ob er zum ehelosen Leben taugt oder nicht? Mit dieser Frage muß sich, so glaube ich, intensiv jedwelcher auseinandersetzen, der Mönch werden möchte.
 
Mönch:  Fähig zu diesem Leben ist jeder, der sich aufrichtig danach sehnt. Vor dem Fall hatte der Mensch die freie Wahl zwischen dem Verbleiben im Zustand der paradiesischen Seligkeit und dem Verlassen desselben. Ebenso hat der Mensch, der losgekauft worden ist vom Erlöser Christus, abermals die freie Wahl und Möglichkeit, entweder die Erneuerung seiner Natur zu erlangen – wäre es auch nur bis zu dem Grad, der unerläßlich ist für seine Rettung – oder sie abzulehnen. Wählt er das letztere,  verbleibt der Mensch im Zustand des Sturzes.  

Die Erneuerung unserer Natur ist ein Geschenk des Erlösers. Mit unserem guten Willen entscheiden wir uns zwar frei für eine jede der evangelischen Tugenden, doch wir empfangen sie als Geschenk von Christus. Unseren guten Willen beweisen wir, indem wir uns selbst Gewalt antun, um die Tugend zu erwerben und gleichzeitig Gott mit viel und beharrlichem Gebet bitten, sie uns zu schenken. Keine der evangelischen Tugenden gehört der gefallenen menschlichen Natur zu eigen. Für jede muß der Kämpfer sich selbst Gewalt antun. Und alle muß er vom Herrn erbitten mit demütigem Gebet, das einhergeht mit der Trauer des Herzens.[5] 

Wie alle anderen evangelischen Tugenden ist auch die Ehelosigkeit etwas, das der Mensch aus freiem Willen wählt. Und er beweist die Aufrichtigkeit seines Entschlusses, indem er seine leidenschaftlichen Neigungen bekämpft und seinen Körper bezähmt durch Askese. Doch im Bewußtsein seiner Unfähigkeit, die Reinheit aus eigenen Kräften zu erlangen,[6] erbittet er sie als Geschenk von Gott durch ununterbrochenes und von Tränen begleitetes Gebet. [7] Und das Ge-schenk wird ihm gewährt mit dem Besuch der göttlichen Gnade, die seine Natur erneuert. Der hl. Theophilakt von Ochrid, der die Fähigkeit des Menschen zur Ehelosigkeit auf diese Weise erklärt, schließt mit diesen Worten des Herrn: „Wer bittet, empfängt“ (Mt 7,8; Lk 11,10).[8]

Lies die Leben der heiligen Mönche, wo deren Kampf gegen die Leidenschaften beschrieben ist, und du wirst feststellen, dass alle von ihnen ausgingen vom gewöhnlichen Zustand des gefallenen Menschen, der unfähig ist zur Ehelosigkeit, und den Zustand der fortwährenden Keuschheit erreichten nach einem intensiven Kampf gegen die Begierde und den Trieb der gefallenen Natur.

 Ebenso wirst du feststellen, dass die Hauptwaffen in diesem Kampf das Gebet und die Trauer waren. Schließlich wirst du feststellen, dass nicht nur die Jungfräulichen befreit wurden von jedem Verlangen nach der Ehe und die Verwitweten von jenem nach Rückkehr in den Ehestand, sondern dass selbst solche, die zuvor ein verderbtes Leben voller fleischlicher Leidenschaften geführt und sich beschmutzt hatten mit schändlichsten Gesetzwidrigkeiten und gefesselt gewesen waren mit den Ketten sündiger Gewohnheiten, dass selbst solche Menschen unverderbliche Reinheit erlangten und sich aufschwangen zur Heiligkeit. 

In der Kirche des Neuen Bundes sind, ich wiederhole es, nicht nur Abertausende von jungfräulichen oder verwitweten Menschen beider Geschlechter, sondern auch Abertausende von Ehebrechern und Dirnen zu auserwählten Gefäßen der Gnade geworden. Sie alle sind ein unwiderlegbares Zeugnis dafür, dass die Errungenschaft der Reinheit weder ein Ding der Unmöglichkeit noch übermäßig schwer zu erlangen ist, wie es einige Theoretiker darstellen, denen es an jenem Erfahrungswissen mangelt, zu dem die geistige Tradition der Kirche verhilft.  Diese Theoretiker  –  ich sage es ohne Umschweife – schöpfen ihre Überlegungen und Schlußfolgerungen aus ihrer eigenen Zügellosigkeit sowie aus einem hartnäckigen Vorurteil oder auch aus einer blinden Antipathie gegenüber dem Mönchtum.  

Zu Recht schrieb der heilige Isidoros von Pelusion in einem Brief an den heiligen Kyrillos von Alexandria: „Das Vorurteil sieht unklar, die Antipathie sieht überhaupt nicht.“ [9]

Ärgernisse in Klöstern  - ihre Ursache und Behandlung

Weltlicher: Wir müssen allerdings zugeben, dass auch die Ärgernisse, die ans Licht kommen und breitgeschlagen werden, zur Vervielfältigung der negativen Kommentare über die Klöster und die Mönche beitragen.
 
Mönch: Gewiß. Glaub nicht, ich wolle ein Übel verdecken, das schädlich ist für alle. Ganz im Gegenteil, ich möchte aufrichtig, dass jedes Unkraut verschwindet vom Acker Christi, dass dieser Acker nur reinen Weizen hervorbringt. Doch ich sage es abermals: Es ist unbedingt notwendig, dass wir die göttliche Institution unterscheiden von den menschlichen Entgleisun-gen, damit wir den letzteren mit Erfolg entgegentreten können. Ebenso ist unbedingt notwendig, dass wir das Übel richtig begreifen, damit wir die geeigneten Gegenmaßnahmen ergreifen können, statt das Übel durch ein anderes Übel zu ersetzen, die Verblendung durch eine andere Verblendung, die Entgleisung durch eine andere Entgleisung. Denn sonst treten wir die göttliche Institution mit Füssen, verzerren sie und verwerfen sie, so wie es die Protestanten getan haben mit dem Mönchtum der Römischen Kirche.  

Es ist unerläßlich, dass wir eine genaue Kenntnis haben von der Kunst und den Methoden der Therapie, damit wir die richtigen, wirksamen, wahren Heilmittel anwenden. Mit einer falschen Behandlung aber werden wir den Kranken nicht zur Heilung führen, sondern zum Tod. 

Die Ansichten der weltlichen Christen unserer Zeit über die Mönche sind generell verfehlt, und dies rührt zuallererst daher, dass sie sich selbst scharf abgrenzen von denselben. Doch besteht zwischen den Christen, die in der Welt leben, und denen, die in den Klöstern leben, eine enge geistige Beziehung.  

Jene, die in den Klöstern leben, sind ja nicht vom Himmel gefallen, sie sind nicht vom Mond gekommen oder von irgendeinem fremden Planeten. Auch sie kamen aus der sündigen irdischen Welt. Ihre Gesinnung, derentwegen das Mönchtum angeklagt wird, entwickelte sich in dieser Welt, bevor sie Mönche wurden, und sie wird weiterhin genährt von dieser selben Welt, nachdem sie Mönche geworden sind, auf Grund des Zustroms vieler weltlicher Besucher zu den Klöstern. Die ungute geistige Verfassung der heutigen Mönche ist keineswegs ohne Bezug zur geistigen Dekadenz der Weltlichen. Vielmehr ist die erstere die unmittelbare Folge der letzteren.

 

Die allgemeine Dekadenz des Christentums
und ihre Auswirkung auf das Mönchtum

Das Mönchtum gründet auf dem Christentum. Deshalb blüht es oder degeneriert es entsprechend der Blüte bzw. der Dekadenz des Christentums. Der springende Punkt des Problems ist mithin das Christentum selbst. Das Mönchtum ist ein Aspekt desselben, ein besonderer Ausdruck desselben. Die Krankheit ist daher eine gemeinsame! 

Weinen wir daher zusammen über diese Krankheit und sorgen wir zusammen für ihre Heilung!  Erweisen wir jedem unserem Menschen Mitgefühl, erweisen wir Liebe! Lassen wir die harten gegenseitigen Beschuldigungen beiseite, mit denen wir bloß unsere Antipathie und unserer Pharisäertum zum Ausdruck bringen, läuft doch solches auf den Versuch hinaus, die Krankheit zum Verschwinden zu bringen, indem wir die Kranken mit Balken schlagen (s. Mt 7,3-5)!
 
Weltlicher: Eure Klarstellung hinsichtlich der geistigen Beziehung zwischen Mönchen und Weltlichen höre ich zum ersten Mal. Ich nehme an, sie stammt aus Eurer Erfahrung, denn anders ist nicht zu verstehen, warum sie sich so grundlegend von den anderen, oberflächlichen und theoretischen Betrachtungsweisen unterscheidet. Ich bitte Euch, lehnt es nicht ab, sie mir mit mehr Einzelheiten darzulegen.
 
Mönch: Du irrst dich nicht, diese Klarstellung ergibt sich einerseits aus meinen eigenen Beobachtungen und andererseits aus Informationen, die ich von absolut glaubwürdigen Personen erhalten habe. 

Einmal diskutierte ich mit dem Metropoliten Serafim von St. Petersburg,[10] über die Zunahme der Scheidungen, die heute anhand der Daten der kirchlichen Gerichte festzustellen ist. Er sagte mir, zur Zeit, als er Bischof von Dimitrow und Vikar der Eparchie Moskau gewesen sei, habe das kirchliche Gericht jeweils nicht mehr als eine oder höchstens zwei Scheidungsurkunden pro Jahr ausgestellt. Und betagte Hierarchen jener Zeit bezeugten ihm sogar, dass in ihrer Jugendzeit Scheidungen unbekannt waren. Hier haben wir ein Indiz, das unleugbar die sittliche Dekadenz unserer Zeit beweist, eine betrübliche Dekadenz, die rasch zunimmt. 

Zur gleichen Schlußfolgerung gelangen wir, wenn wir die Zeugnisse betagter Mönche über das Mönchtum ihrer jungen Jahre hören. Anfangs dieses Jahrhunderts[11] kamen in die Klöster noch viele Christen, denen die fleischliche Sünde, der Genuß von Wein, weltliche Vergnügungen und weltliche Lektüren unbekannt waren, Christen, die ihre Seelen kultiviert hatten mit dem Studium der Heiligen Schrift und den Schriften der Heiligen Väter, die nirgendwohin gingen außer in die Kirche und die heiligen Gottesdienste, die noch keine üblen Gewohnheiten erworben hatten, sondern gewohnt waren, nur das Gute zu tun.  

Diese Christen brachten ins Kloster, in das sie eintraten, ihre Spiritualität mit, eine stabile und saubere Spiritualität, aber auch ihre körperliche Gesundheit, die noch nicht, wie es heute der Fall ist, Schaden genommen hatte von den vielen Mißbräuchen, und die deshalb imstand waren, die Askese, die Mühen und Entbehrungen des mönchischen Lebens zu schultern. Die tiefe Frömmigkeit, die damals im Volk  herrschte, bereitete und zog gute Mönche heran, Mönche, die stark waren in ihrer Seele und ihrem Leib.  

Das laue Christentum unserer Zeit jedoch bringt laue, kraftlose Mönche hervor. Heutzutage kommt selten einer ins Kloster, der nicht bereits die fleischliche Sünde gekostet hat! Selten noch kommt einer ins Kloster, der völlig gesund ist, tauglich für die Kämpfe des Mönchs! Meist kommen Menschen ohne Kraft, ohne körperliche und seelische Gesundheit. Sie kommen mit einem Gedächtnis voll von schlechten Erinnerungen, von Darstellungen aus billigen Romanen und anderen weltlichen Lektüren. Sie kommen gesättigt von sinnlichen Genüssen, die ihnen die heutige Welt in reicher Fülle bietet. Sie kommen mit eingewurzelten sündigen Gewohnheiten und mit einem Gewissen, das infolge ihres bisherigen Lebenswandels, der nicht nur jede Sünde, sondern auch jede Art von Selbstbetrug zu ihrer Rechtfertigung erlaubte, beinahe ganz erstorben ist.
 

Die Notwendigkeit des geistigen Kampfes
und der Absonderung von der Welt

Der Kampf solcher Mönche mit sich selbst ist äußerst schwer, sowohl ihrer schlechten Sitten wegen, als auch wegen ihrer Unfähigkeit, aufrichtig zu sein. Deshalb ist auch ihre geistige Führung entsprechend schwer. Sie haben zwar die weltliche Kleidung abgelegt und das Mönchsgewand angezogen, doch die weltliche Gesinnung und die Gewohnheiten des weltlichen Lebens haben sie nicht abgelegt, und weil diese nun keine Befriedigung mehr finden, gewinnen sie neue Kraft. Diese Gewohnheiten schwächen sich erst dann ab, wenn der Mensch sie bekämpft, erstens mit der regelmäßigen Beichte und zweitens mit dem fortwährenden Krieg gemäß den Weisungen der Heiligen Väter.  

Nur das kann ihn davor bewahren,  sich gierig und wie außer sich in die Befriedigung einer ausgehungerten Gewohnheit, die ihre ganze Macht über ihn bewahrt hat, zu stürzen,  sobald sich die Gelegenheit zu ihrer Befriedigung ergibt.   

Viele Häfen, die vormals den im Geiste Kranken Hoffnung gaben, veränderten sich mit der Zeit und fielen dahin. Mit Häfen meine ich die Klöster. Viele von diesen, die einst in der tiefen Wildnis gegründet worden waren oder zumindest abseits der Welt, befinden sich heute  wegen der Bevölkerungszunahme und der Ausdehnung der Städte mitten in der Welt, mitten in zahllosen Versuchungen.  

Nicht genug, dass der geistig kranke Mönch, der unfähig ist, den Versuchungen zu widerstehen, denselben unausweichlich begegnet, sobald er hinaustritt aus der Klosterpforte – jetzt drängen diese Versuchungen mit manischer Hartnäckigkeit in das Kloster selbst ein, wo sie Freveltaten und geistige Verödung bewirken. Der Geist der Feindseligkeit gegenüber dem Mönchtum hält das Eindringen der Versuchung  und die Hervorrufung von Ärgernissen in einem Kloster für seinen Triumph. Dieser „Triumph“ wird begleitet von lautem Gelächter und Händeklatschen, als ob es hier um irgendeinen historischen Sieg ginge, während die Sünde und ihre Folgen in Wirklichkeit gewohnte Erscheinungen im Leben des gefallenen Menschen sind.

 Heute mehr denn je müssen die Klöster weit weg von den Städten liegen, wegen der geistigen Dekadenz der Welt. Als die Leute noch kirchlich lebten, unterschied sich die Frömmigkeit der Weltlichen nur insofern von der Frömmigkeit der Mönche, als die ersteren im Ehestand lebten und weltlichen Besitz hatten. Damals konnten die Klöster auch mitten in den Städten liegen, ohne dass dies für die Mönche eine Gefahr bedeutete. Den Beweis hiefür liefern im übrigen die vielen Heiligen, die die städtischen Klöster hervorbrachten. 

Heute aber müssen wir in besonderem Maß auf die Worte des Apostels achten, die ich vorher erwähnte (2 Kor 6,16-18, s. 1. Teil, Seite 10), und uns sorgfältig bemühen, sie in die Tat umzu-setzen.

 

Das beste Alter für den Eintritt
ins Mönchsleben

Weltlicher: Nach Ansicht vieler könnten die Ärgernisse vermieden oder zumindest verringert werden, wenn man ein Gesetz einführte, das nur reifen und betagten Menschen den Eintritt ins Kloster gestattet, nicht aber den Jungen, weil in diesen die Leidenschaften kochen, sodass die äußeren Versuchungen besonders heftig wirken.
 
Mönch: Eine solche Maßnahme mag denen als richtig und vernünftig scheinen, die keine Kenntnis haben vom Wesen des Mönchtums, das heißt den Vertretern der fleischlichen Weisheit, die meinen, auf diese Art werde das Mönchtum überleben und neu erblühen. Doch das Gegenteil würde geschehen, sollte ein solches Gesetz eingeführt werden. Das Mönchtum würde dadurch eine schwere und verhängnisvolle Wunde empfangen, die seine Entartung und letztlich seinen Untergang zur Folge haben würde! 

Das Mönchtum ist die Wissenschaft der Wissenschaften, jene Wissenschaft, in welcher Theorie und Praxis miteinander einhergehen. Sein Weg ist auf der ganzen Länge erleuchtet vom Evangelium. Indem die Mönche diesem Weg folgen, gehen sie mit Hilfe des himmlischen Lichts von der Äußerlichkeit zur Innerlichkeit über, und mit dieser Verinnerlichung erwerben sie empirische, gelebte Erkenntnis der Wahrheit des Evangeliums. Oder in der Sprache der Weisen dieser Welt ausgedrückt: Das Mönchtum verhilft zu den fundamentalsten und genaue-sten, tiefsten und  höchsten Erkenntnissen der Erfahrungspsychologie und der Theologie. Das heißt, es verhilft zur aktiven und lebendigen Erkenntnis des Menschen und Gottes, soweit diese Erkenntnis dem Menschen zugänglich ist. 

Damit sich einer erfolgreich mit einer der menschlichen Wissenschaften beschäftigen kann, braucht er besondere Fähigkeiten und Affinitäten sowie unerschöpfliche innere Kraft. In noch höherem Grade gilt dies für das Studium der Wissenschaft der Wissenschaften, das heißt für das Mönchtum.  

Der Mönch ist gerufen,  mit seiner eigenen Natur zu ringen. Das beste Alter, um in diesen Kampf einzutreten, ist die Jugend, denn in dieser Phase ist der Mensch noch nicht zum Gefangenen schlechter Gewohnheiten geworden, und so ist sein Wollen noch frei. Die Erfahrung zeigt, dass die besten Mönche diejenigen sind, die sich von Jugend an ins Mönchsleben einordneten. Selbst in unserer Epoche noch sind die meisten von denen, die ins Kloster kommen, Jugendliche. Jene der reiferen Jahrgänge sind selten, die Betagten verschwindend wenige, und meistens vermögen diese dem Druck und den Schwierigkeiten des Mönchslebens nicht standzuhalten. So kehren sie früher oder später in die Welt zurück, ohne begriffen zu haben, was das Mönchtum ist. Und jene von ihnen, die im Kloster ihrer Metanie ausharren, leben in einer oberflächlichen Frömmigkeit, indem sie zwar mit Sorgfalt die das Äußere betreffenden mönchischen Regeln einhalten, an welchen auch die Weltlichen Gefallen haben, doch die Essenz des Mönchtums findet man nicht bei ihnen, oder dann nur höchst selten.  

Hören wir auf die Ermahnungen unserer Heiligen Kirche. „Mein Kind“, sagt der weise Sirach in seiner von Gott gegebenen Weisheit, „von deiner Jugend an erwähle die Zucht, so wirst  du bis zum Alter die Weisheit erlangen. Wie der Pflüger und der Sämann befasse dich mit ihr und warte auf ihre guten Früchte“  (Sir 6,18-19). Und:  „Genieße, o Jüngling, deine Jugend! Dein Herz freue sich aller Tage deiner Jugend. Doch wandle auf den Wegen deines Herzens ohne Tadel, ohne dich verführen zu lassen von dem, was deine Augen sehen“ (Ekkles 11,9). Und: „Von Jugend an liebte und suchte ich die Weisheit. Ihre Schönheit bezauberte mich, und ich suchte sie heimzuführen als meine Braut. Sie strahlt, ist sie doch von edler Herkunft, denn sie lebt bei Gott, und der Gebieter aller hat ihr Seine Liebe geschenkt. Sie ist eingeweiht in das Wissen Gottes und begreift  Seine Werke“  (Weish 8,2-4).  

Es liegt auf der Hand, dass diese Worte sich nicht auf die Weisheit der Welt und des Weltbeherrschers beziehen, sondern auf die göttliche Weisheit. Die Heiligen Väter setzen sie in Bezug zur Wissenschaft der Wissenschaften, zum Mönchtum. 

Das 6. Oekumenische Konzil bekräftigt in seinem 40. Kanon, dass es sehr heilsam ist, sich zurückzuziehen vom Trubel des Daseins, um Gott anzuhangen. Nichtsdestoweniger bestimmt es, dass die Mönchstonsur erst nach gebührender Prüfung und Erprobung des Kandidaten erfolge, und nicht bevor dieser das zehnte Altersjahr vollendet hat, damit seine Erkenntnisfähigkeit Zeit hat, sich genügend zu entwickeln.[12]  

Viele heilige Mönche, wie wir in ihren Leben feststellen, begannen ihren Weg im Mönchtum im Alter von zwölf Jahren. Betagte hingegen werden von den Heiligen Vätern nicht als geeignet betrachtet für das Mönchsleben, weil sie viele eingewurzelte Gewohnheiten haben, verfestigte Denkweisen und verminderte Kräfte. Jugendliche Heldentaten sind nicht für Greise! Deshalb weigerte sich der heilige Antonios der Große anfänglich, den sechzigjährigen Paulos den Einfa-chen als Jünger anzunehmen, und sagte ihm, in seinem Alter würde er die Mühsal der Askese nicht ertragen.[13] Viele der Väter, die schon in ihrer Kindheit ins Kloster eintraten, erreichten hohe Stufen geistigen Fortschritts, und dies dank ihres unversehrten freien Willens, ihrer Reinheit, ihrer Empfänglichkeit und Aufnahmefähigkeit, wie sie alle Kinder kennzeichnet,  und weil sie sich frühzeitig an das Gute gewöhnt hatten.

 

Die Klöster sind Heilanstalten

Weltlicher: Die Beständigkeit des Willens, die Aufrichtigkeit des Strebens und die Entschlossenheit im Kampf zur Erreichung des Ziels des Mönchslebens sind mithin unerläßliche Voraussetzungen für den geistigen Fortschritt des Mönchs. Deshalb muß ein Higumen rechtzeitig herausfinden, ob diese Voraussetzungen gegeben sind in demjenigen, der Mönch werden möchte.
 
Mönch:  Richtig. Dies geschah denn auch von alters her und muß heutzutage noch viel mehr geschehen, bevor einer zum Mönch geschoren wird. Deshalb dauert das Noviziat mit seinen vielfältigen Bestimmungen in der Regel lange Jahre und ist oft sehr mühsam, vor allem für solche, die zuvor nicht auf geistige Weise lebten. In vielen Fällen zeigt sich die Beständigkeit des Willens und Aufrichtigkeit des Strebens erst nach langer Zeit. Es kommt oft vor, dass ein Mensch nach vielen Jahren seine Lebensführung ändert. So zeigen einige beim Eintritt ins Kloster anfänglich große Ehrfurcht und Hingabe, fallen dann aber in Nachlässigkeit. Andere im Gegenteil zeigen am Anfang Oberflächlichkeit, gewöhnen sich aber mit der Zeit an die mönchische Lebensweise und werden vortreffliche Mönche.[14]  

Abba Isaak der Syrer sagt: „Oftmals geschieht es, dass ein zu nichts taugender Mensch, der auf Grund seines Mangels an Übung ständig besiegt und zu Boden geworfen wird und stets in einem Zustand der Schwäche verharrt, eines Tages plötzlich den ihn bekriegenden Söhnen der Giganten das Banner aus den Händen reißt und einen hohen Ruf erlangt und mehr gerühmt wird als angesehene und siegreiche Kämpfer und mehr Kränze und kostbare Gaben empfängt als alle seine Gefährten. Deshalb soll niemand von uns den Mut verlieren. Nur das Gebet sollen wir nie vernachlässigen, sondern mit diesem unablässig die Hilfe des Herrn erflehen.“[15] 

Oftmals werden große Sünder zu großen Asketen. Jedes Kloster ist Ort der Metanie. Keiner hat das Recht, demjenigen, der die Metanie begehrt und sucht, dieselbe zu versagen, selbst wenn er nicht imstand ist, sich zu beherrschen, wie es etwa bei einem Besessenen geschieht. Denn die Metanie wird von Gott geschenkt, ebenso der Ort der Metanie, der Hafen der Metanie, das Kloster.  

Der heilige Johannes vom Sinai, der im 6. Jahrhundert lebte, zählt irgendwo die Ursachen auf, derentwegen ein Mensch das hesychastische Leben wählt, und weist darauf hin, dass er dies in den meisten Fällen tut, nicht weil er sich nach der christlichen Vollkommenheit sehnt, sondern weil er der Sünde entraten, seine ohnmächtige Seele vor den Versuchungen bewahren will, denen er nicht widerstehen kann.[16] 

Auch heute ist die Sehnsucht nach Befreiung von der Sündhaftigkeit nicht in allen Menschen erloschen, trotz der Zunahme der Herausforderungen und der Stürze und obwohl die menschliche Macht wie nichts ist vor der  universellen Macht der Versuchungen. Von denen, die in die Klöster eintreten, suchen die meisten nichts anderes als das Joch der Sünde abzuwerfen, Kraft zu finden in ihrer Ohnmacht und ihr eigenes Selbst zu bezähmen.  

Die Klöster sind von jeher Heilanstalten gewesen,[17] doch heute sind sie es mehr denn je. Können wir je Menschen die Hilfe versagen, die krank sind in ihrer Seele? Man setzt sich zwar mit großem Eifer ein für die Schaffung von Pflegeheimen für die Betagten, für die körperlich Kranken und Behinderten, doch warum denkt man nicht daran, dass auch Institutionen  nötig sind für die Pflege der seelisch Kranken, für die von der Sünde und den Leidenschaften Behinderten? Diejenigen, die ihrer verkehrten Auffassungen wegen die Klöster anklagen, verlangen, dass es in diesen Heilanstalten nicht die geringste Krankheit gebe. Sie wollen, dass in ihnen absolute Gesundheit herrsche. Verlangt Heilung, nicht Gesundheit! Dann ist eure Forderung gerecht.

 

Das Kloster von Optina

Diese Heilung der Seelen konnte ich selbst beobachten im Koinobion der Wildnis von Optina[18]  in der Eparchie Kaluga, in der Nähe der Stadt Koselsk. Dort ließ sich 1829 der für seine mönchische Erfahrung und Lebensführung berühmte Priestermönch Leonid nieder. Einige Jahre später folgte ihm dorthin der Priestermönch Makarij, der sein Jünger und enger Mitarbeiter wurde.[19] Beide dieser Starzen waren zur Gänze erfüllt vom Geist der Heiligen Väter, deren Schriften über das Mönchsleben sie mit Sorgfalt studiert hatten. Nach ihren Lehren führten sie sowohl ihr eigenes Leben als auch diejenigen, die sich an ihre Weisheit und Unterscheidung wandten mit dem Ersuchen um geistigen Rat.  

Die heiligväterliche Lebensweise und Seelenführung hatten sie selbst von ihren eigenen geistigen Führern erlernt, die sie ihrerseits von ihren Vorgängern ererbt hatten. Es handelt sich, kurz gesagt, um eine Lebensweise, die von den ersten Mönchen an von Generation zu Generation überliefert worden ist bis zu den heutigen Mönchen und für diese ein kostbares Erbe bildet, einen Erwerb, der ihrer Sendung würdig ist.  

Die Bruderschaft der Wildnis von Optina wuchs zahlenmäßig rasch an und machte auch große geistige Fortschritte. Ihre Starzen lehrten jene Brüder, die sich durch ihren Eifer auszeichneten,  die rechte und fruchtbringende Art von Askese, stärkten die Wankenden, ermunterten die Kleinmütigen, führten die in die Sünde Gefallenen zur Metanie, verhalfen den von den Leidenschaften der Seele Geplagten zur Heilung. Mit der Zeit begannen auch in der Welt lebende Christen aus allen Gesellschaftsschichten in großer Zahl zu ihren bescheidenen Zellen zu strömen, um ihnen ihr Leid zu klagen und sie um Heilung, Tröstung, Beistand und Rat zu bitten. Tausende fanden durch ihre heiligen Ratschläge den Herzensfrieden.  

Die Starzen, siehst du, hatten tiefes Mitgefühl mit dem leidenden Menschen, dem sie nicht so sehr die Schwere der Sünde vorhielten, als vielmehr die Bedeutung der Erlösung darlegten. Ausgehend von dieser, erklärten sie ihm auf überzeugende Weise, wie unerläßlich es für ihn war, sich abzuwenden vom sündigen Lebenswandel. Während sie so der menschlichen Schwä-che mit Nachsicht begegneten, sorgten sie zugleich auf  wirksame Weise für ihre Therapie.

 Solcherart ist der Geist der Orthodoxen Kirche! Solcherart sind ihre Heiligen aller Zeiten! Der heilige Sisoes der Große, ein Wüstenvater des 4. und 5. Jahrhunderts, flößte einem Bruder neuen Mut ein, der ihm seine wiederholten Stürze bekannte, indem er ihm riet, nach jedem Sturz wieder aufzustehen und mit dieser Metanie fortzufahren bis ans Ende.[20] War dieser Rat vielleicht falsch? Wie hätte er sich verhalten müssen nach Ansicht gewisser moderner Kritiker des Mönchtums? Ganz anders auf jeden Fall! 

Ich besuchte die Wildnis von Optina zum ersten Mal 1828 und zum letzten Mal 1856. Damals befand sich das Kloster auf dem Höhepunkt seiner Blüte. Zweihundert Mönche lebten dort. Der Priestermönch des Großen Gewands Leonid war bereits entschlafen,  und die geistige Führung der Bruderschaft sowie der vielen Pilger oblag nun dem Priestermönch des Großen Gewands Makarij, selbst schon siebzig Jahre alt. Trotz der großen Zahl der Brüder und ihrem geistigen Fortschritt erwiesen sich nur wenige, sehr wenige von ihnen als Führer und Ärzte der Seelen – ein Werk, das sowohl eine angeborene Fähigkeit hierzu als auch einen durch wahre mönchische Askese kultivierten Geist erfordert.

 

Die Leidenschaft der Trunksucht

So ist es stets in den Krankenhäusern: Der Ärzte sind wenige und der Kranken viele. In unserer Epoche aber schwindet die Zahl der Ärzte immer mehr dahin, während die Zahl der Kranken immer mehr zunimmt. Auch dafür trägt die Welt die Verantwortung. Siehst du, wen die Welt heute in die Klöster schickt?[21] Nicht die auserwählten Christen, wie am Anfang des Mönchtums, noch auch die Gebildeten. Heute füllen sich die Klöster fast ausschließlich mit Menschen von niedrigem gesellschaftlichem Rang. Und was für welche! Nahezu untauglich für jedwelches Ding. Die meisten von diesen bringen ihre schlechten Gewohnheiten und Leiden-schaften mit, in erster Linie jene Leidenschaft, den der heilige Fürst Wladimir der Apostelglei-che als unsere Nationalleidenschaft bezeichnet hat.[22] Viele kommen ins Kloster in der Hoff-nung, diese Leidenschaft hier loszuwerden. Diese aber fordert ihre erworbenen Rechte und zeigt von Zeit zu Zeit ihre Macht über die Seele, die aus Mangel an Vorsicht und Besonnenheit zu seiner Sklavin geworden ist.  

Es gibt Menschen mit wunderbaren Gaben, ja sogar solche mit tiefer Frömmigkeit, die dieser unserer Nationalleidenschaft unterworfen sind. Doch da ihnen ihre Schwäche bewußt ist, trauern sie bitterlich und kämpfen um ihre Heilung durch die Metanie. Dieses Trauern in der Abgeschiedenheit der Mönchszelle und die Reue des Herzens sind für die anderen Menschen nicht sichtbar, so wie es die Stürze sind. Diese Stürze der Mönche vor allem sind es, an denen die Intelligentsia Anstoß nimmt. Doch deren Repräsentanten haben auch selbst ihre eigenen Leidenschaften – Leidenschaften, die sie allerdings leicht verzeihen und auch den Mönchen verzeihen würden.  

Dies ist, was zu einem großen Teil ihre Ansichten bestimmt. Wenn sie ein Kloster besuchen und dort die Leidenschaften der einfachen Menschen feststellen, die dort leben, nehmen sie Anstoß, denn sie denken, die Mönche seien völlig andere Geschöpfe als die Weltlichen und müßten alle, ohne jede Ausnahme, Vorbilder der Vollkommenheit sein, während die Weltlichen das Recht und die Erlaubnis hätten, jedwelches zu tun! 

Von ihresgleichen aber wird die Schwäche der einfachen Menschen auf andere Weise angegangen. Hier ein Beispiel: Anfangs unseres Jahrhunderts lebte in einem entlegenen Koinobion ein pädagogisch gesinnter Starez, der aus einfachen Verhältnissen stammte und tiefes Mitgefühl empfand für seine trunksüchtigen Mitmenschen. Da er wußte, dass es unmöglich ist, einen Menschen, der die Herrschaft über sich selbst verloren hat und fortfährt, inmitten der Versuchungen zu leben, von seiner Leidenschaft zu befreien, holte er all jene ins Kloster, die wirklich begehrten, unabhängig zu werden vom Alkohol. Seine Initiative war ein Akt der Menschenliebe und zwar ein realistischer, denn das Kloster war weit weg von der Welt und ihren Verlockungen.  

Die weitab in der Einsamkeit gelegenen Klöster können tatsächlich zum rettenden Hafen, zur Heilanstalt werden für die kranken Seelen. Ihre Abgelegenheit gewährleistet außerdem, dass
solche, die leicht Anstoß nehmen, keine Gelegenheit dazu erhalten.

 

Rückkehr zur echten mönchischen Askese –
das Vorbild des hl. Nil Sorskij

Weltlicher: Nach dem, was Ihr gesagt hat, muß man nichtsdestoweniger schließen, dass der heutige Zustand vieler Klöster, wenn nicht gar aller, nicht mehr im Einklang ist mit ihrer Bestimmung und dass es daher unerläßlich ist, Maßnahmen zu ergreifen, um das Mönchtum zu berichtigen.
 
Mönch:  Ja. Jetzt wo die weltliche Bildung sich rasch entwickelt,  wo das gesellschaftliche Leben sich zunehmend abtrennt vom kirchlichen Leben, wo unzählige antikirchliche Theorien vom Westen her in unser Land eindringen und der Glauben sowie die christliche Lebensführung in allen Volksschichten in beeindruckendem Maß erschlaffen, müssen die Klöster auf den rechten Weg zurückkehren, und zwar aus zwei Gründen. Erstens, damit das Mönchtum selbst überleben kann, und zweitens, damit die Ärgernisse aufhören und die Weltlichen nicht länger schockiert werden. Denn in dem Maß, wie das Volk schockiert wird, gerät sein Glaube ins Wanken.
 
Doch um die Abweichungen im Mönchtum zu berichtigen, genügt es nicht, eine oberflächliche Kenntnis zu haben von demselben. Notwendig ist eine wesenhafte, genaue und durch die Erfahrung assimilierte Kenntnis der diesbezüglichen Lehre unserer Heiligen Kirche und der gotttragenden Väter. Notwendig ist auch ein tiefes Empfinden der Authentizität und Heiligkeit dieser Lehre.  

In der Vergangenheit haben verschiedene kirchliche und politische Führer mit oberflächli-cher Kenntnis von der Institution des Mönchtums versucht, dieses zu berichtigen, doch im Endergebnis haben  ihm  die ergriffenen Maßnahmen Schaden zugefügt, weil sie aus der übelriechenden Schatzkammer der fleischlichen Weisheit stammten. Maßnahmen dieser Art, mit welchen die anmaßende und unerleuchtete Welt  auf unbesonnene und unüberlegte Weise die heiligen Anweisungen der Väter zur Seite schiebt, Anweisungen, die mit der Erleuchtung des Heiligen Geistes gegeben worden waren, sind dazu angetan, das Mönchtum endgültig zum Verschwinden zu bringen.
 
Weltlicher: Nennt mir ein Beispiel heiligväterlicher Anweisungen, auf Grund welcher das Mönchtum berichtigt werden könnte.
 
 Mönch: Ich empfehle dir, das Buch „Überlieferung an die Jünger“  oder  „Regel“ unseres heiligen Landsmanns Nil Sorskij  zu studieren.[23] Der heilige Nil lebte im 15. Jahrhundert und ist wohl der letzte Heilige, der über das Mönchsleben geschrieben hat. Dieses Werk, obwohl sehr kurz, ist von zufriedenstellender Vollständigkeit und tiefer Spiritualität. 1852 wurde es auf Weisung der Heiligen Synode in Tausenden von Exemplaren gedruckt und an die Klöster verteilt.  

Als der heilige Nil ins Kloster eintrat, war er bestrebt, belehrt zu werden und sich vertraut zu machen mit dem geistigen Leben des Mönchtums, so wie es von den alten asketischen Vätern überliefert worden ist. Um die Überlieferung der Väter aus der Nähe kennenzulernen, reiste er in den Osten. Eine Zeitlang blieb er auf dem Heiligen Berg Athos, wo er Kontakte und Gespräche hatte mit den Jüngern der Heiligen Gregor des Sinaiten und Gregor Palamas.[24] Er war auch in Verbindung mit den Mönchen der Umgebung von Konstantinopel. Als er nach Rußland zurückkehrte, ließ er sich an einem entlegenen Ort nieder, in der Nähe des Flusses Sora, und wurde zum Begründer der skitiotischen Form des Mönchslebens in unserem Land.[25]  

Das Werk „Überlieferung“ oder „Regel“, das er für seine Skite schrieb, ist auch für uns kostbar, entspricht es doch genau den Erfordernissen des heutigen Mönchtums. Denn siehst du, infolge des Mangels an geisttragenden Führern ist es für die Mönche unserer Zeit nicht möglich, wie die Alten dem Weg des absoluten Gehorsams zu folgen.[26] Der heilige Nil empfiehlt die Führung durch die Heilige Schrift und die Schriften der Heiligen Väter sowie auch durch die Weisungen im geistigen Leben fortgeschrittener Mönche, deren Richtigkeit aber, sagt der Heilige, am Maßstab der heiligen Texte gemessen werden muß. 

Weil er die wahre mönchische Askese kannte, erhob der heilige Nil seine demütige Stimme gegen die Abweichung des russischen Mönchtums seiner Zeit vom rechten Weg. Diese Abweichung, begünstigt durch die Unwissenheit und Bildungslosigkeit der russischen Mönche,  war die Folge des Erwerbs ausgedehnter Besitztümer durch die Klöster. Seine Stimme fand nicht das Gehör, das sie verdiente, und so verfestigte sich die Abweichung und verallgemeinerte sich, mit dem Ergebnis, dass die Klöster des 18. Jahrhunderts geistig verkümmerten.
 
Weltlicher: Was läßt sich aus den Schriften des heiligen Nil schöpfen, das besonders nützlich ist für das heutige Mönchtum?
 
Mönch:  Von besonderem didaktischem Wert ist zuallererst sein eigenes Beispiel. Er begnügte sich nicht damit, die Heilige Schrift und die Texte der Väter über das Mönchsleben zu studieren, sondern er setzte sie auch in Taten um und erwarb so persönliche Erfahrung. Doch auch das war ihm nicht genug. Er wollte sein Wissen vervollständigen und seine asketische Lebensführung verfeinern durch die Beobachtung des Lebens und das unmittelbare Hören der Weisungen der heiligen Mönche des Athos und von Byzanz. Und obwohl er einen hohen Stand erreicht hatte in der Tugend, wollte er es nicht anerkennen. Deshalb strebte er nicht danach, Lehrer anderer zu sein. Dennoch baten ihn viele mit Beharrlichkeit, ihnen seine für die Seele nützliche Belehrung nicht zu versagen. So fügte er sich schließlich dem Drängen der Brüder, willigte ein, sie zu führen, und nahm dieses Werk auf sich als Diakonie des Gehorsams. 

Dieser Stand des Heiligen zeigt, dass zur Neuordnung der Klöster würdige und taugliche Menschen an deren Spitze gestellt werden müssen, Menschen mit guter Kenntnis der Heiligen Schrift und der Väterliteratur, aber auch mit entsprechender Lebensführung, die durch ihren Glauben und ihr Leben die Gnade Gottes auf sich gezogen und erlangt haben. Wir müssen beten, damit sich solche Persönlichkeiten finden, denn nur solche sind imstand, die heiligen Regeln des Mönchslebens, die sie von der Erfahrung her erfassen, auf die richtige Weise zur Anwendung zu bringen.  

Abba Kassianos berichtet uns, dass in den Klöstern Ägyptens – den ersten Klöstern überhaupt auf Erden – das Higumenat nur solchen Mönchen anvertraut wurde, die zuvor in Unterordnung gelebt und die Überlieferung der Väter durch eigene Erfahrung assimiliert hatten.[27]

 

Die wichtigste Regel des hl. Nil -
absolute Treue zur Heiligen Schrift und den Hl. Vätern

Unter den Regeln des heiligen Nil steht an erster Stelle diejenige, die wir bereits erwähnt haben, das heißt jene, welche die Führung des Mönchs durch die Heilige Schrift und die Väterschriften betrifft. Der heilige Johannes vom Sinai definiert den Mönch folgendermaßen: „Mönch ist derjenige, der sich allein den Geboten und den Worten Gottes geweiht hat und sie zur Anwendung bringt zu jeder Zeit, an jedem Ort und in jeder Sache.“[28] Das ist, was der heilige Nil selbst tat, und das auch ist, was er seine Jünger lehrte.  

Er schreibt: „Viele und gottesfürchtige Brüder kommen zu mir und wollen bei mir leben, .... Ich habe erkannt, dass sie durch Gottes Willen herkommen, und deshalb müssen sie, wenn sie dableiben, die Überlieferungen der Heiligen annehmen, die Gebote Gottes erfüllen und den Anordnungen der Väter folgen, ohne Ausflüchte vorzubringen, ohne Vorwände zu finden für Sünden, ohne zu sagen: ‚Heute ist es nicht mehr möglich, gemäß der Heiligen Schrift zu leben und den Heiligen Vätern nachzufolgen.’ Denn obwohl wir schwach sind, müssen wir, so sehr wir können, denselben nachstreben. Wir müssen den unvergeßlichen und seligen Vätern folgen, selbst wenn es uns nicht möglich ist, ihr Maß zu erreichen.“ [29] 

Wer den Zustand des heutigen russischen Mönchtums wirklich kennt, wird ohne Umschweife bekennen, dass nur jene Klöster geistig blühen, in denen das Studium der heiligen Schriften gepflegt wird, und dass nur jene Mönche ihr Gewand ehren, die sich vom Studium der heiligen Schriften nähren. 

Der heilige Nil gab nicht Weisungen, die von ihm selbst stammten. Wann immer man ihn befragte über ein geistiges Thema, antwortete er mit der diesbezüglichen Lehre der Hl. Schrift und der Väter. Und wenn ihm bezüglich eines gegebenen Themas  keine Stelle aus der Bibel oder aus den Schriften der Hl. Väter in den Sinn kam, zog er es vor, die Antwort aufzuschieben, bis er sie in den heiligen Schriften gefunden hatte, statt eine persönliche Auffassung vorzu-bringen.[30] Es handelt sich hierbei um einen Grundsatz, den man sehr klar schon bei den Heiligen Petros von Damaskus, Gregor dem Sinaiten, Kallistos und Ignatios Xanthopouloi und vielen anderen Vätern findet, besonders jenen der späteren Zeit. 

Demselben Grundsatz folgten auch die Priestermönche des Großen Gewands Leonid und Makarij von Optina Pustyn, die ich vorhin erwähnte. Ihr Geist war reich geschmückt mit Worten von Heiligen. Niemals gaben sie Ratschläge, die von ihnen selbst kamen, sondern stets belehrten sie mit Stellen aus der Heiligen Schrift oder Aussprüchen der Väter. Deshalb auch hatten ihre Ermahnungen solche Kraft. Personen, die negativ reagiert hätten auf bloß menschliche Worte, hörten ehrfürchtig auf das Wort Gottes und erachteten die Unterordnung ihres eigenen Gedankens unter die Lehre des Herrn als etwas Gesegnetes. Auf diese Weise bewahrten die Starzen, die andere berieten, ihre Demut, wie sich deutlich zeigt in der „Überlieferung“ des hl. Nil.  

Der Lehrer lehrt nicht das Seinige, sondern das Göttliche. Der Lehrer wird Zeuge und Werkzeug der Heiligen Wahrheit. Und jedesmal, wenn er einen Rat gibt, stellt er sich selbst die Frage: „Erfülle ich meine verantwortungsvolle Diakonie wirklich so, wie es Gott wohlgefällig ist?“ In seiner „Überlieferung“ schreibt der heilige Nil: „Keiner darf aus Nachlässigkeit das Wort Gottes verschweigen. Sondern er muß die göttliche Wahrheit kundtun und seine eigene Schwäche bekennen, damit er sich nicht der Übertretung und der Verzerrung des Wortes Gottes schuldig macht.... Laßt uns deshalb die göttlichen Schriften erforschen und geben wir ihre Worte weiter an alle, die zu uns kommen und darum bitten. Oder vielmehr nicht wir, denn wir sind unwürdig, sondern durch die seligen Väter laßt uns diese Worte wiedergeben aus den göttlichen Schriften.“      

Alle heiligen asketischen Schriftsteller der letzten Jahrhunderte betonen, dass infolge des allgemeinen Mangels an von Gott inspirierten Führern das Studium der Heiligen Schrift, hauptsächlich des Neuen Testaments, sowie der Väterschriften, und die sorgfältige und konsequente Anleitung durch dieselben sowohl im persönlichen Leben jedes Mönchs als auch bei der Lenkung des Nächsten der einzige Weg bleibt, der geistigen Fortschritt gewährleistet –  der Weg, der von Gott festgelegt worden ist für das heutige Mönchtum.[31] Etwas von solcher Wichtigkeit und Unabdingbarkeit, dass der hl. Nil keinen Bruder in seine Gemeinschaft aufnahm, der diesem Weg nicht folgen wollte.

 

Die zweitwichtigste Regel - tägliche Beichte

Die zweitwichtigste Regel des heiligen Nil ist die tägliche Beichte der Brüder beim Starez. Als Starez [32] bezeichnet man in den Klöstern den im geistigen Leben fortgeschrittenen Mönch, der die Brüder anleitet und unterweist. Ihm bekennen sie ihre Sünden, selbst die unbedeutend-sten, sowie ihre Gedanken und ihre sündigen Gefühle. Ihm auch stellen sie ihre Fragen. Das geistige Werk der Beichte ist von ganz besonderem Nutzen für die Seelen. Keine Askese ertötet die Leidenschaften so leicht und so wirksam wie dieses Werk. Mit der aufrichtigen Beichte werden die Leidenschaften stärker gezügelt und die fleischlichen Begierden in höherem Maß geschwächt als mit dem Fasten und den Nachtwachen.  

Jene Mönche, die von ihren ersten Schritten an  mit der täglichen Beichte vertraut gemacht wurden, benutzen dieses Heilmittel auch in ihren reiferen Jahren noch, denn sie wissen aus Erfahrung, wie sehr es die Seele befreit. Dank der Beichte vermag der Mönch den Sturz der Menschheit mit aller Deutlichkeit in sich selbst wahrzunehmen. Dank der Beichte auch lernt der Mönch die Kunst, seinen Mitmenschen geistig beizustehen, wenn sie in einem Zustand seeli-scher Verwirrung sind.  

Die Starzen von Optina hatten in ihrer geistigen Obhut viele Brüder, die ihnen jeden Abend, nach der Vollendung ihrer Zellenregel, ihr Gewissen offenlegten. Diese Brüder unterschieden sich sehr stark von den anderen, die idiorhythmisch[33] lebten. Der Gedanke an die bevorstehende allabendliche Beichte war für sie den ganzen Tag über ein fortwährender Wächter über ihr Verhalten. So lernten sie nach und nach, ununterbrochen über sich selbst zu wachen, und die Beichte selbst hielt sie an zur Selbstbeobachtung und zur ständigen Vertiefung in die heiligen Schriften.  

Die tägliche Beichte, die tägliche Prüfung und Offenlegung des Gewissens ist älteste und universelle mönchische Tradition, wie wir in den Werken des hl. Kassianos,[34] Johannes Kli-makos, Barsanuphios des Großen,[35] Isaiah,[36] Dorotheos [37] und der anderen asketischen Schrift-steller feststellen können. Wie sich zeigt, wurde diese Praktik von den Aposteln selbst angeord-net.[38]  

Mönche, die die obigen beiden Regeln kultiviert haben, können wir vergleichen mit Menschen, die klar sehen und allgemein bei guter Gesundheit sind,  jene Mönche aber, die sie nicht kultiviert haben, mit Blinden und Toten. Die Erfahrung zeigt, dass sich in einem Kloster, wo diese Regeln eingehalten werden, das geistige Leben der Gemeinschaft erheblich verbessert, ohne dass im Äußeren irgendetwas verändert wird.  

Damit die zweite Regel angewandt werden kann, ist es notwendig, dass der Starez selbst zuerst geformt worden ist durch die genaue Einhaltung derselben und dass er einen hohen geistigen Stand erreicht hat. Das Wissen aus Erfahrung ist hier absolut unerläßlich. Abba Kassianos der Römer betont, dass es zwar nützlich ist, die Gedanken den Greisen offenzulegen, doch nicht jedwelchem, sondern man soll sie solchen offenlegen, die nicht bloß Greise sind an Jahren, sondern an Geistigkeit und Unterscheidungsvermögen. Denn viele, die ihre Gedanken solchen offenlegten, die ihres Alters und weißen Bartes wegen äußerlich ehrwürdig schienen, hatten davon nicht nur keinen Nutzen, sondern nahmen im Gegenteil Schaden, weil es diesen Greisen an Unterscheidung fehlte.[39] 

 

Schlichtheit und Einfachheit in allem

Weltlicher: Ihr habt die beiden grundlegenden Prinzipien der geistigen Erneuerung der Klöster aufgezeigt. Ich bitte euch, nennt auch die übrigen Regeln oder Überlieferungen der Heiligen Väter, die zu dieser Erneuerung beitragen können.
 
Mönch:  Die Entwicklung der Persönlichkeit des Menschen hängt weitgehend ab und wird mitbestimmt von den äußeren Umständen und der Umgebung, in welcher er sich bewegt. Und es kann gar nicht anders sein, denn so sind wir erschaffen. Dank ihrem geläuterten Geist  hatten die Heiligen Väter dieses Geheimnis begriffen. Deshalb sorgten sie dafür, dass dem Mönch die Heilige Überlieferung vermittelt wurde und dass gleichzeitig jenes Klima geschaffen wurde, das ihn bei seinem persönlichen Kampf zur Erreichung seines Ziels unterstützen konnte. Deshalb entfernten sie aus seiner Umgebung alles, was ihn behindern konnte bei diesem Streben nach dem Ziel, wie unbedeutend oder nützlich solche Dinge auch scheinen mochten.  

Ich will es dir erklären, indem ich abermals zurückgreife auf die kostbare Schrift des hl. Nil Sorskij. Zunächst einmal sagt der Heilige, dass die Kirche des Klosters sehr einfach sein soll. Dabei stützt er sich auf den heiligen Pachomios den Großen, der nicht wollte, dass die Kirche seines Koinobions von großer architektonischer Pracht sei, „damit nicht der Geist (der Mönche) ausrutsche“, sagte er, „wegen des Lobs, das man der Kunst zollen würde, sodass er zur Beute des Teufels wird, dessen Schlingen zahlreich sind.“ [40] Dem fügt der hl. Nil hinzu: „Wenn ein so großer Heiliger auf diese Weise redete und handelte, wieviel mehr müssen dann wir uns hüten vor solchem, sind wir doch schwach und voller Leidenschaften, und unser Geist wird leicht verführt.“ Ferner bestimmte der Heilige, dass auch die Zellen und die anderen Klostergebäude einfach sein sollen und nicht prachtvoll und geschmückt.[41]  

Der große Diener Gottes Johannes der Prophet lebte als Hesychast und Rekluse im Koinobion von Abba Seridos in Gaza. Kurz vor seinem Hingang gab er seinem geistigen Sohn Abba Ailianos, der damals zum neuen Higumen gewählt wurde, nützliche Ratschläge. Unter anderem sagte er ihm, er dürfe bauen oder renovieren, was immer nötig sei für das Kloster, doch nicht um mehr Komfort zu gewährleisten, sondern einzig und allein, um das wirklich Notwendige zu sichern. Und auch das mit Maß, ohne den Rahmen der Schlichtheit zu überschreiten, im Wissen, dass wir Wanderer sind auf Erden und dass alle Dinge, die wir  hienieden bauen, nur Zelte sind.[42]  

Auf der Grundlage der Lehren und Lebensweise der Heiligen Väter der alten Zeit bestimmt der heilige Nil, dass die notwendigen Gerätschaften der Klosterkirche und die Gewänder ihrer Priester einfach und schlicht seien. Desgleichen bestimmt er, dass der Grundbesitz des Klosters begrenzt sei, nicht größer als notwendig, um die elementaren Bedürfnisse der Bruderschaft zu erfüllen. Denn der Großgrundbesitz verleitet die Mönche zum Hochmut, zum leidenschaftlichen Hangen an den materiellen Dingen dieser Welt und zu überflüssigen Alltagssorgen, während doch ihre geistigen Kräfte ausschließlich auf Gott ausgerichtet sein sollen.

Ausschluß von „Wein, Weib und Welt“

Der heilige Nil verbot auch den Zutritt von Frauen zu seiner Skite. Dieses Verbot galt  allgemein in allen alten Mönchszentren und ist auf dem Heiligen Berg Athos bis heute in Kraft.[43] Diese Regel ist essentiell und unerläßlich für alle, die ihre gefallene Natur besiegen wollen. Ihre Anwendung ist heute wegen des Sittenzerfalls notwendiger denn je. 

In Rußland muß der Wein entfernt werden aus den Klöstern. Dies begreifen die einsichtigen und gottesfürchtigen unter den Klostervorstehern, wie beispielsweise der tugendreiche Prohigu-men des Klosters des Heiligen Kyrill vom Neuen See (Novojezerski), Archimandrit Theophan (Sokolow, 1752-1832), der vor kurzem entschlafen ist. Mit großer Hingabe bemühte sich Starez Theophan, den Weingenuß in seinem Kloster abzuschaffen, doch umsonst. Ebenso fruchtlos wird auch jede andere Bemühung sein, von wem auch immer, solange die Regeln der Heiligen Väter in bezug auf die Klöster und das Mönchsleben nicht wieder voll in Kraft gesetzt werden.  

Als der heilige Nil aus dem Osten, der Wiege des Mönchtums,  nach Rußland zurückkehrte, ließ er sich in der tiefen Wildnis nieder. Seine Befriedigung hierüber äußernd, schreibt er irgendwo: „Mit der Gnade Gottes habe ich einen Ort gefunden, der mir gefällt, denn er ist nicht leicht zugänglich für die Weltlichen.“[44] Indem ich mich des Gedankens des Heiligen selbst bediene, sage ich: Wenn ein so heiliger Mann sich einen Aufenthaltsort erwählte, wo wenige Weltliche hingelangen konnten, wieviel mehr müssen dann wir, die wir schwach sind an Willen und Einsicht und leicht in alle Arten von Sünden fallen, für unser asketisches Leben einsame Orte auswählen, damit wir nicht in Berührung kommen mit einer Masse von Weltlichen und damit mit einer Masse von Versuchungen. 

Der heilige Nil wollte, dass die Mönche seiner Skite sich von der Arbeit ihrer eigenen Hände ernährten und dass sie die Hilfe von Weltlichen nur im Notfall und für Dinge, wo sie absolut unentbehrlich war, in Anspruch nahmen.  

Dies also sind die Grundregeln der Heiligen Väter für das Mönchtum - Regeln, die unsere Heilige Kirche sich zu eigen gemacht hat. Die übrigen Regeln, die mit Einzelheiten angeführt sind, haben denselben Charakter und Zweck.
Die Erneuerung des Mönchtums ist
Werk des Heiligen Geistes
 
Weltlicher:  In vielen Klöstern werden die von Euch dargelegten Regeln mehr oder weniger mißachtet. Irgendwann jedoch müssen diese Abweichungen aufhören. Das Bildungsniveau im Volk und der Zeitgeist erfordern – und Ihr wißt es wohl – die sofortige Berichtigung dieser Situation. Bereits kommt es in der Öffentlichkeit zu Diskussionen hierüber. Doch es wäre gut, wenn inmitten all dieser Stimmen der Unwissenheit auch die Stimme des wahren Wissens zu Gehör gebracht würde. Deshalb bitte ich Euch,  mir zu sagen, was Eurer Ansicht nach beitragen könnte zur Rückführung der Klöster in den gebührenden Zustand.
    
Mönch: Die Antwort ist nicht leicht, obwohl sie zum Teil bereits gegeben worden ist. Ich denke hier an das evangelische Gleichnis vom Unkraut: Als in einem mit gutem Weizen besäten Acker Unkraut aufschoß, anerboten sich die Knechte des Eigentümers des Ackers, dasselbe auszu-reißen. Doch jener antwortete: „Nicht doch, denn es kann sein, dass ihr beim Ausreißen des Unkrauts auch den Weizen ausreißt. Laßt beide zusammen wachsen bis zur Erntezeit“ (s. Mt 13,29-30).  

Auch im Mönchtum ist das Ausreißen des Unkrauts möglicherweise nicht der beste Weg. Große Vorsicht ist nötig. Es ist wie bei der Renovation eines alten Gebäudes. Du weißt ja auch, dass die besonnenen Ärzte es ablehnen, die Therapie chronischer Krankheiten zu versuchen, denen sich der Organismus des Menschen angepaßt hat,  um es einmal so auszudrücken, denn wenn sie diese Krankheiten anrühren, ist das, wie wenn dessen Leben selbst anrührten.  

Die Klöster sind vom Heiligen Geist gegründet worden vermittels Seiner auserwählten Werkzeuge, der Heiligen Väter. Deshalb wird es auch der Heilige Geist sein, Der sie abermals in ihrem ursprünglichen Glanz wiederherstellen wird – wann immer und wie immer es die Vorsorge Gottes will – vermittels anderer Seiner auserwählten Werkzeuge. 

Das ist alles, was ich allgemein zur Erneuerung der Klöster sagen kann, einer Erneuerung, die auf keinen Fall von weltlichen Herrschern unternommen werden darf. Das richtige und gottgefällige Vorgehen der weltlichen Herrscher besteht darin, dieses Werk der Erneuerung den zuständigen Kirchenmännern zu überlassen, die die göttliche Vorsorge bestimmt hat und die Ihm Rechenschaft abzulegen haben werden am Tag des Gerichts. 

Ich betrachte es als meine heilige Pflicht, dir einen weisen Rat der erfahrenen und verehrungswürdigen Starzen von Optina zu übermitteln, den sie allen gaben, Mönchen wie Weltlichen, die  aufrichtig nach ihrer Rettung strebten: „In unserer Epoche, wo die Ärgernisse dermaßen zugenommen haben, soll einer ausschließlich auf sich selbst achten, die Lebensweise und das Tun des Nächsten aber unbeachtet lassen und nicht richten über die Urheber der Ärgernisse. Denn die seelenverderbende Energie des Versuchers geht von den in die Sünde Gestürzten leicht über auf jene, die sie verurteilen.“ 

Die Starzen pflegten den Weltlichen zu raten, sich lenken zu lassen vom Evangelium und von den Schriften jener Heiligen Väter, die Anleitungen geschrieben haben für alle Christen allgemein, wie zum Beispiel der heilige Tychon von Zadonsk.[45] Den Mönchen rieten sie, sich ebenfalls leiten zu lassen vom Evangelium und von den Schriften jener Heiligen Väter, die besondere Anleitungen für die Mönche geschrieben haben. Wenn sich der Mönch von den Heiligen Vätern leiten läßt, kann er in jedem Kloster gerettet werden. Doch wer sich leiten läßt von seinem eigenen Willen und seinem Gedanken, wird nicht gerettet werden, selbst wenn er in der tiefsten Wildnis lebt.  

 

Warnung vor dem als Gutes getarnten Bösen

„Wehe der Welt der Ärgernisse wegen“, prophezeite der Herr (Mt 18,7). Und: „Wegen des Zunehmens der Gesetzlosigkeit wird die Liebe der vielen erkalten“ (Mt 24,12). Das Kommen der Versuchungen gehört zu der für uns unbegreiflichen Heilsökonomie Gottes. „Es  ist nötig,  dass die Ärgernisse  kommen“, sagte Er Selbst (Mt 18,7). 

Nachdem der Mensch von Christus losgekauft worden war, wurde ihm die Freiheit der Wahl
zwischen Gut und Böse zurückgegeben, eine Freiheit, die er schon bei seiner Erschaffung empfangen hatte, aber danach durch seine Wahl des Bösen verlor. Geradeso wie nach seiner Erschaffung wählt der Mensch auch nach seinem Loskauf zumeist das Böse.  

Im Paradies erschien das Böse unter der Maske des Guten, um den Menschen leichter verführen zu können. Auf dieselbe Weise erscheint das Böse auch in unserer Heiligen Kirche, getarnt und geschmückt mit dem vielgestaltigen Köder der Versuchungen, die es als „unschuldigen Zeitvertreib“ und „Unterhaltung“ bezeichnet. Heute werden die Ausbreitung der fleischlichen Lebensweise und die Verachtung des Heiligen Geistes als Fortschritt bezeichnet, als Entwicklung der Menschheit. Weil die Menschen willig in der Lüge verharren, stehen sie unter der Einwirkung des Trugs. Zahlreich sind jene mit heuchlerischem Glauben, jene die „zwar die äußere Form des rechten Glaubens haben, dessen Macht aber verleugnen durch ihr Tun“ (2 Tim 3,5).

 Diejenigen, die diese Macht empfangen haben und sie danach freiwillig verleugnen, werden sie schwerlich je wiedererlangen (s. Hebr 10,26), haben sie doch das hohe Gut der Freiheit verloren. Denn der Verlust der Freiheit ist die unvermeidliche Folge der willentlichen und bewußten Verachtung der Gabe Gottes. Menschen mit heuchlerischem Glauben können zwar bis zu einem gewissen Grad die anderen Menschen täuschen, doch die Macht des wahren Glaubens vermögen sie niemals zu erlangen, denn diese wird geschenkt von Dem, Der Sich nicht täuschen läßt und Der die wahren Gläubigen mit himmlischer Kraft wappnet. 

Ein alter Baum ist oft mit üppigem grünem Laub geschmückt, und mit seinem dicken Stamm erweckt er den Eindruck, als sei er stark und gesund. Doch in seinem Inneren ist er faul, und der nächste Sturm wird ihn niederreißen.
 
 
Quelle: www.prodromos-verlag.de
            


[1] Aus dem 2. Band des 5-bändigen Hauptwerks "Asketische Erfahrungen" des hl. Ignatij, Bischof des Kaukasus und des Schwarzen Meeres (1807-1867, siehe Das Synaxarion am 30. April). Russische Originalausgabe St. Petersburg 1865. Das vorliegende Kapitel wurde ins Deutsche übersetzt vom Kloster des Hl. Johannes des Vorläufers, Chania 2011, aus der griechischen Fassung: Αγίου Ιγνατίου Μπριαντσανίνωφ, Ασκητικές, Εμπειρίες B', Hl. Kloster Paraklitou, Oropos (Attika) 2009. Die Untertitel stammen  vom Übersetzer. 

[2] Hier ist daran zu erinnern, dass in der Orthodoxen Kirche nur die Mönche (und infolgedessen auch die Bischöfe, die alle Mönche sind) zur Ehelosigkeit verpflichtet sind, nicht aber die Priester, sofern sie die Ehe eingehen vor der Priesterweihe. 

[3] Siehe ihre Leben im  Synaxarion am 26. September, 29. Juni und 11. Juni. 

[4] Diese Belehrung, eine Exegese des bekannten Gleichnisses vom Sämann in Mt 13, Mk  4 und Lk 8, findet sich nur in den slawischen Evchologien. Heutzutage allerdings wird sie beim Mysterium der Eheschließung nicht mehr vorgelesen - Anmerkung des griechischen Übersetzers. 

[5] Hl. Makarios der Ägypter, Vom Hüten des Herzens, 13 (PG 34, 836-839). 

[6] Abba Kassianos, Die acht Hauptleidenschaften – Über den Geist des Hochmuts, Kap 10-11. 

[7] Hl. Barsanuphios und Johannes, „Briefe“, Brief 258 (griech.-franz. Barsanuphe et Jean de Gaza, Correspondance, 5 Bde Sources Chrétiennes, engl.  St. Barsanuphius and John, Letters, 2 Bde, Catholic University of America Press, Reihe Church Fathers, Bde. 113 und 114. Washington DC 2006-2007. 

[8] Siehe Hl. Theophilakt, Kommentar zum Matthäus-Evangelium, Kap. 19,11. 

[9] Hl. Isidoros von Pelusion, Epistoles, EPE,  Brief 310,  „An Kyrillos von Alexandria: Dass man nicht überstürzte Entscheidungen treffen soll“. 

[10] Metropolit Serafim von St. Petersburg (mit bürgerlichem Namen Stefan Vassiljewitsch Glagoljewski) wurde 1751 in Kaluga geboren. Er studierte an der Theologischen Akademie von Moskau, wurde 1787 Mönch im Kloster Saikonospasski, wo er die Priesterweihe empfing. 1795 wurde er Higumen des Klosters Lusetski in Moskau, 1799 Bischof von Dimitrow  sowie Vikar der Eparchie Moskau und 1821 Metropolit von St.Petersburg und Nowgorod. Er entschlief 1843. 

[11] Der hl. Ignatij, der um das Jahr 1850 schreibt, spricht hier vom 19. Jahrhundert. Was er im Folgenden sagt, gilt offenkundig noch um ein Vielfaches mehr für das 21. Jahrhundert. 

[12] Hl. Nikodimos vom Hl. Berg, Pedalion, Ausgabe Astir Athen 1957, S. 254. 

[13] Weil aber der hl. Paulus eine außergewöhnliche Fähigkeit zur Askese bewies, nahm ihn der hl Antonios schließlich doch an. Siehe Das Synaxarion am 7.März. 

[14] Siehe z.B. den Fall des seligen Siluanos im Ersten Leben des hl. Pachomios, Kap. 104-105  (Griech. Text hrsg. v. F. Halkin, Societe des Bollandistes 1932, franz. Übers. in A. Festugière, Les Moines d’Orient IV/2, Cerf 1965.  

[15] Abba Isaak der Syrer, Asketische Reden, Rede 50,10 (griech. Zählung). Griech. in EPE-Philokalia, Bde. 8A-C, Engl. Übers. Ascetical Discourses, Holy Transfiguration Monastery, Boston Mass., 2. Ausgabe 2011. 

[16] Hl. Johannes vom Sinai, Klimax, Stufe 27B, 1-2.  

[17] Ebenda, Stufe 1,34. 

[18] Russisch Optina Pustyn. 

[19] Es handelt sich um die berühmten heiligen Starzen Leonid (1768-1841) und Makarij (1788-1860). Der zweite kam 1834  nach Optina aus der Wildnis von Ploschtschansk, wo er den ersten kennengelernt hatte. Siehe Das Synaxarion am 11. Oktober, Synaxe der Hl. Starzen von Optina. 

[20] Siehe Das Große Gerontikon, Nauen 2009, S. 362, Sisoes Spruch 38. 

[21] Der hl. Ignatij beschreibt hier die Situation in Rußland am Vorabend der Revolution. Seither haben sich die Dinge beträchtlich verändert. In den letzten Jahrzehnten bevölkerten sich die Klöster nicht nur in Rußland, sondern auch in der übrigen orthodoxen Welt und insbesondere auf dem Berg Athos,  mit vielen Universitätsabsolventen.  

[22] Das heißt die Trunksucht. Zum hl. Wladimir (956-1015), Großfürst von Kiew und Nowgorod, Enkel der hl. Olga der Apostelgleichen, Begründer des christlichen Rußland, der sich 988 zum orthodoxen Christentum bekehrte und sich mitsamt seinem Volk taufen ließ,  siehe Das Synaxarion am 15. Juli. 

[23] Es handelt sich hierbei um zwei Texte, die ein einziges zusammenhängendes Werk bilden: Der erste ist sehr kurz und trägt den Titel „Überlieferung“ (russ. Predanie) oder auch „Unterweisung über das Leben der Heiligen Väter von Starez Nil dem Eremiten an seine Jünger“. Der zweite besteht aus 11 Kapiteln und trägt den Titel „Regel“  (russ. Ustav). Es sind die beiden wichtigsten Texte des hl. Nil. Deutsche Übers. in: Fairy von Lilienfeld, Nil Sorskij und seine Schriften, Berlin 1963. Franz. in Saint Nil Sorsky, Abbaye de Bellefontaine, SO32, 1980. Über den hl. Nil  Sorskij (1433-1508) siehe Das Synaxarion am 7. Mai. 

[24] Über den hl. Gregor den Sinaiten (1260-1346) siehe Das Synaxarion am 6. April, über den hl. Gregor Palamas (1296-1359) ebenda am 14. November. 

[25] Das heißt des Mönchslebens in einer Skite (siehe 1. Teil dieses Textes, Seite 4). Der Skiten-Mönch wird auch als „Skitiote“ bezeichnet.  Das Wort „Skite“ (die Skite) ist die Verdeutschung des griech. Worts σκήτη (f), das zurückgeht auf die ägyptische Mönchssiedlung Sketis. Auf Russisch lautet es „Skit“. Nach dem ägyptischen Vorbild besteht eine Skite aus mehreren auseinanderliegenden Mönchsgehöften oder Eremitenzellen, die zusammen eine Siedlung mit gemeinsamer Kirche und Organisation bilden. Demselben Modell folgten die alten Lavren in Palästina. 

[26] Der hl. Ignatij spricht hier aus der Perspektive der besonderen Verhältnisse im russischen Mönchtum, die nicht verallgemeinert werden können. S. hierzu N.V. Sakharov, I Love, therefore I Am. The Theological Legacy of Archimandrite Sophrony , St. Vladimir Press, New York 2002,  Kapitel  “Eldership in Russia and its Crisis”, S. 204ff.  

[27] Siehe Johannes Kassian, Ordnung der nächtlichen Gottesdienste in den Koinobien Ägyptens, Kap. 3, in De Institutiones coenobiorum („Über die koinobitischen Institutionen“), dt. Übers. in BKV (online unifr.ch/bkv).  

[28] Hl. Johannes vom Sinai, op.cit., Stufe 1,10. 

[29] Hl. Nil Sorskij, Überlieferung, op. cit. 

[30] Siehe hierzu die Briefe des hl. Nil  An Starez Gurij Tuschin und An Starez German Podolnij, in „Briefe“ (russ. Poslania). Dt. und franz. Übers.  loc cit. (s. Fußnote 23). 

[31] Siehe oben Fußnote 26. Im Prolog zur  „Regel“ des hl. Nil heißt es: „Wenn es schon zur Zeit des wahren Asketentums schwer war, einen zuverlässigen Führer zu finden, so ist es bei der heutigen geistigen Verarmung noch schwieriger. Zugleich ist ein solcher Führer notwendiger denn je, und mit großem Bemühen muß man einen solchen suchen. Kann man jedoch keinen finden, empfehlen die Heiligen Väter, sich von den göttlichen Schriften führen zu lassen, gemäß dem Wort des Herrn Selbst...“ (übers. aus Franz., loc.cit., Seite 40, und George Maloney, La Spiritualité de Nil Sorskij, Abbaye de Bellefontaine, SO25, S. 79-80).  

[32] Russ. wörtl. „Greis“, entspricht dem griech. „Geronta“, verdeutscht „Altvater“.  

[33] Das heißt auf unabhängige Weise, ohne Führung, nach ihrem eigenen Willen. 

[34] Über die Schriften des hl. Johannes Kassian (4./5. Jh.) siehe 1. Teil des vorliegenden Textes,  Fußnoten 9 und 10. 

[35] Zum hl. Barsanuphios von Gaza (6. Jh.), siehe Das Synaxarion am 6. Februar. 

[36] Zum hl. Isaiah  dem Anachoreten von Sketis (4. Jh.), siehe Das Synaxarion am 3.Juli. 

[37] Zum hl. Dorotheos von Gaza (6. Jh.) siehe Das Synaxarion am 13. August 

[38] Siehe Jak 5,16. 

[39] Siehe hl. Johannes Kassian, Gespräche mit den Vätern, Zweites  Gespräch mit Abba Moses über die Gnadengabe der Unterscheidung, Kap. 13. 

[40] Siehe Zweites Leben von Pachomios, 46. Der hl. Nil beruft sich auch auf den hl. Johannes Chrysostomos und dessen Rat, statt kostbare Gefäße in die Kirchen zu bringen, sollten die Gläubigen weit eher die Armen speisen. 

[41] Hl. Nil Sorskij, Überlieferung, wo er auch den hl. Basilios und dessen  „Mönchsregeln“ anführt. 

[42] Hl. Barsanuphios und Johannes, op. cit.,  Brief  597.  

[43] Ebenso wie in verschiedenen anderen orthodoxen Klöstern Griechenlands, Palästinas usw., die bis heute der alten Ordnung der Hl. Väter folgen.  

[44] Brief an Starez German Podolnij. 

[45] Über den hl. Tychon von Zadonsk (1724-1783) siehe Das Synaxarion am 13. August.


Unsere Besucher lesen auch Folgendes:


Print-icon 

Login-iconLogin
active³ 5.4 · IPS κατασκευή E-shop · Disclaimer