Die Geschichte der Auferstehungskirche
Vorbemerkung: Die
Bezeichnung Byzantinisches Reich ist in der modernen Forschung üblich,
war aber unter Zeitgenossen nicht verbreitet, die nicht von „Byzantinern",
sondern von „Römern bzw. Rhomäern" oder „Griechen" sprachen.
Wenn im folgenden Text von Römern
die Rede ist, dann ist es immer in diesem Sinne zu verstehen.
Die Auferstehungskirche
Im Jahre 313A.D.
beendete Flavius Valerius Constantinus, Konstantin der Große genannt, die
Christenverfolgungen durch das Dekret von Mailand. Im Jahre 324AD siegte er
über Licinius und wurde der Alleinherrscher des Römischen Imperiums. Am 20. Mai
begann die Arbeit der 1. Ökumenischen Synode in Nicäa, Bithynien, die sich mit
der Häresie des Arianismus beschäftigte. An dieser Synode nahm Makarios, der
Bischof von Jerusalem, teil (das Patriarchat von Jerusalem war zu diesem
Zeitpunkt noch nicht gegründet.) Während einigen seiner Gespräche mit dem
Herrscher sprach er auch bestimmte Anliegen an, die die Heiligen Stätten
betrafen. Eines dieser Anliegen betraf den Tempel der Aphrodite, der von Götzenanbetern
auf dem Hügel von Golgotha errichtet worden war, um die Christen von ihrer
Wallfahrt zur Stätte des Kreuzesopfers abzubringen. Zur selben Zeit reiste die
Mutter Konstantins des Großen, die Heilige Helena, nach Jerusalem, mit der
Absicht, die christliche Herrschaft und Gottesverehrung in dem Land
wiederherzustellen, in dem der Gottmensch gewandelt war, und um an den
wichtigsten Stätten Seiner heiligen Gegenwart Kirchen zu bauen.
Besondere Sorgfalt
erforderte das Gebiet von Golgotha. Auf diesem Gebiet waren während der Zeit
des Kaisers Hadrian Ausgrabungen gemacht worden, um die Götzenstatue und den
Tempel der Aphrodite auf dem Grab des HERRN zu errichten, mit der Absicht, die
Christen von Wallfahrten an diesen Ort abzuhalten. Die erste Aufgabe der
Heiligen Helena war es, das Heilige Kreuz zu finden. Ihr Bemühen hatte Erfolg
und sie fand das Heilige Kreuz in einer Höhle, zusammen mit den Kreuzen, an
denen die beiden Diebe gekreuzigt worden waren und den restlichen Werkzeugen
der Kreuzigung. Das Wunder der Auferstehung der Witwe bezeugte die Echtheit des
Kreuzes Christi. Nachdem der Platz gesäubert wurde, wurden die Stätten der
Kreuzigung, der Kreuzabnahme und des Begräbnisses des Herrn offenbar. Die Gegenstände aus dem Tempel und die Götzen wurden
entfernt, und der Ort wurde geweiht. Man kann sagen, daß es sich um einen
archäologischen Fund und die Wiederherstellung einer Heiligen Gedenkstätte
handelte. Mit
Hilfe königlicher Spenden wurde die Auferstehungskirche zum ersten Mal erbaut. Eusebios von Cäsarea überliefert in seiner
Kirchengeschichte den Brief Konstantins des Großen an Makarios, den Bischof von
Jerusalem:
"Konstantin, Sieger, der Höchstehrwürdige, an Makarios. So groß ist die Gnade unseres Erlösers Jesus Christus, daß es nicht würdig zu sein scheint, das gegenwärtige Wunder in Worten auszudrücken. Denn auch dieser Ort der heiligsten Passion des HERRN war so lange unter der Erde verborgen und war während so langer Zeit unbekannt, bis zu der Zeit, da er für seine eigenen Knechte strahlend hell wurde, welche durch die Besiegung und das Verderben des gemeinsamen Feindes aller befreit wurden. Wahrlich, es übersteigt jeden menschlichen Geist und verursacht große Überraschung und Bewunderung in solch einem Ausmaß, daß alle weisen Männer der Welt sich verammelndieser Jahr, der so lange unter der Erde verborgen und für so lange Zeit unbekannt war, bis er es wählte durch seine Diener berühmt zu werden, die nach der Vernichtung unseres gemeinsamen Feindes befreit wurden, es übersteigt wirklich den menschlichen Geist und verursacht große Überraschung und Bewunderung, so daß, wenn alle Weisen der Welt zusammenkämen und versuchten es zu preisen und gemaß seiner Würde zu beschreiben, so wären sie nicht in der Lage das Mindeste zu sagen. So hoch der Himmel über der Erde ist, so weit übersteigt dieses Wunder jedes menschliche Verständnis. Deshalb habe ich immer einzig und allein die Absicht, daß sich der wahre Glaube in ständig neuen Wundern erweist. In derselben Weise sollen wir bereitwillig und tüchtig das Heilige Gesetz mit Besonnenheit und einmütiger Bereitwilligkeit studieren. Ich möchte deshalb insbesondere, dass ihr überzeuget werdet, dass das, was ich vorhabe, allen offensichtlich ist, nämlich dass ich keine größere Sorge trage als diesen heiligen Ort, den ich - unter göttlicher Fügung - befreit habe von der schweren Last faulen Götzendienstes, am besten zu schmücken durch ein prachtvolles Gebäude; einen Ort, der in Gottes Augen von Anbeginn heilig war, der jetzt aber noch heiliger erscheint, seit er ans Licht gebracht wurde als deutliches Zeugnis des Leidens unseres Herrn.
Weiterhin gibt der
Brief Konstantins des Großen einige Anweisungen über den Bau, läßt aber Makarios
ziemliche Freiheit in der Auswahl. Gemäß Theodoritus Cyrus war die Heilige
Helena die Überbringerin des Briefes. Sokrates teilt uns in seiner
Kirchengeschichte mit, daß die Kirche in ihrer Gegenwart erbaut wurde, gemäß
den Plänen des Architekten Zenovius. Elemente dieser Pläne blieben in späteren
Konstruktionen erhalten, so z.B. die offene Kuppel (Rotunde) über dem Heiligen
Grab (man glaubte, daß einzig der Himmel das Grab des Gottmenschen bedecken
könne.)
Große Sorgfalt
waltete bei der Gestaltung der Umgebung. Wie oben erwähnt, wurde viel Erde
abgetragen und das Gebiet um das Heilige Grab herum wurde geebnet. Außerdem
wurde die Grabeshöhle so geformt, daß rundherum ein Baldachin errichtet werden
konnte. Die meisten Archäologen stimmen überein, daß der Hügel von Golgotha in
die erste Kirche integriert war, und zwar in seiner heutigen Gestalt. Das
können wir aus historischen Beschreibungen schließen, wie z.B. aus den
Zeugnissen, die in den Katechesen des Heiligen Kyill von Jerusalem (im Kapitel
24) vorkommen.
Die Bauarbeiten waren
335 n. Chr. abgeschlossen. Die Einweihung fand am 13. September 336 n. Chr.
durch die Bischöfe, die an der Synode von Tyrus teilnahmen, statt. Die erste
Kirche ist uns als die „Konstantinische Basilika" bekannt, eine teilweise
Beschreibung finden wir im „Leben des Königs Konstantin" von Eusebios von
Cäsarea.
Im Jahre 614 n.Chr.
eroberte ein General des persischen Königs Hosroe II. Jerusalem. Es folgte eine
furchtbare Zerstörung. Viele Christen wurden von den Persern und ihren
jüdischen Komplizen niedergemetzelt. Mehr als 300 Klöster wurden
niedergebrannt. Das gleiche Schicksal erlitten die Kirchen der Stadt, die Kirche
auf dem Heiligen Zion, die Kirche der Muttergottes, ein Geschenk des Kaisers
Justinian, die Himmelfahrtskirche auf dem Ölberg und andere. Die
Auferstehungskirche wurde ebenfalls Ziel des Hasses der Zoroasten und wurde niedergebrannt.
Sie stahlen die Weihegeschenke aus 300 Jahren. Geschenke von Konstantin dem
Großen, der Heiligen Helena und von Königin Eudokia wurden beschlagnahmt. Unter
den anderen Kostbarkeiten befand sich das diamantene Kreuz Theodosios II, das
auf Golgotha aufgestellt war, das kostbare Kreuz der Kaiserin Theodosia, der
Kelch aus Onyx, von dem man glaubt, daß der HERR beim Letzten Abendmahl daraus
getrunken hat, das Diadem des äthiopischen Königs Elisvan, die Heiligen
Werkzeuge aus dem Tempel Salomons, ein Geschenk des Kaisers Justinian. Die
wertvollste Kostbarkeit, die gestohlen wurde, war das Heilige Kreuz, das sich
in einer goldenen Truhe befand und mit dem Siegel des Patriarchen versiegelt
war. Dieses Ereignis erschütterte die christliche Welt. Das Heilige Kreuz wurde
zusammen mit vielen Gefangenen in die Hauptstadt der persischen Nation
gebracht. Der Patriarch Zacharias wurde ebenfalls gefangen genommen.
In dieser Zeit war Modestos Abt des Klosters des Heiligen Theodosios. Er
übernahm es, das Leid der Bewohner Palästinas zu lindern, mit dem Beistand des
Patriarchen von Alexandria, dem Heiligen Johannes dem Barmherzigen. Er kaufte
Scharen von Gefangenen zurück, speiste die hungernde Bevölkerung und brachte
die Mönche in ihre Klöster zurück. Für den Wiederaufbau der Auferstehungskirche
begannen sie mit dem Mönch Antiochus eine Spendensammlung im ganzen Osten.
Abgesehen von dem Geld, das der Heilige Johannes der Barmherzige spendete,
sendete er tausend Arbeiter, Rohstoffe und Transporttiere, die mit Nahrungsmitteln
beladen waren. Die Restauration der Auferstehungskirche war 626 n. Chr.
beendet. Leider erlaubte die schlimme ökonomische Situation der zerstörten
Region und des ganzen Reiches die Wiederherstellung der Kirche in ihrer
ursprünglichen prachtvollen Gestalt nicht. Es ist geschichtlich überliefert, daß
der erste Mensch, der in dieser Kirche getauft wurde, ein persischer Soldat
war, der spätere Großmärtyrer Anastasius der Perser. Daraufhin schlug Kaiser
Heraklios die Perser vernichtend und zwang sie, die Gefangenen und den
Patriarchen Zacharias freizulassen. Er selbst nahm das Heilige Kreuz entgegen und
brachte es zuerst nach Konstantinopel und danach 630 n. Chr. nach Jerusalem.
Die Erhöhung des Heiligen Kreuzes erfolgte am 14. September und seitdem gedenkt
man dieses Ereignisses jedes Jahr. Heraklios
spendete viel Geld für die Restauration der Gedenkstätten und gewährte der
Region Steuerfreiheit, zur Erleichterung der Bevölkerung. Die neue Kirche war
im byzantinischen Stil, allerdings, wie schon gesagt, schlichter. Die
Beschreibung der Kirche finden wir im Reisebericht des Arkulf aus dem Jahr 680
n. Chr.
Im Jahr 637 n. Chr. wurde Kalif Omar Herrscher
von Jerusalem. Nach Absprachen mit dem Patriarchen Sofronius erließ er ein
Dekret (Actiname), in dem er die Herrschaft der Römer über die Heiligen Stätten
zusicherte und die Rechte und Pflichten der Christen regelte. Der Text der
Actiname war wie folgt: „... Dies ist ein Brief von mir, Omar, Sohn des Hattab,
der dem ehrwürdigen und ehrbaren Patriarchen der königlichen Nation (der Römer
im oben erwähnten Sinn) auf dem Ölberg, der heiligen Stätte Jerusalems,
übergeben wurde, als ein Vertrag und ein Versprechen hinsichtlich der staatsangehörigen
Priester, Mönche und Nonnen, wo immer sie sind und wo immer sie zu sein wünschen,
daß sie Sicherheit haben mögen (wenn der Untertan seine Pflichten als Untertan
erfüllt, muß ihm Sicherheit und Schutz von uns den Gläubigen und Führern zuteil
werden.) und zur
Beseitigung der Ursachen der Störungen, weil sie sich unterordnen und
gehorchen. Und daß sie in Sicherheit
sein mögen, sowohl sie als auch ihre Kirchen, Klöster und alles, was unter
ihrer Kontrolle ist, sowohl innerhalb als auch außerhalb, wie z.B. die Kamames
(die Auferstehungskirche) und die große Kirche der Geburt Jesu in Bethlehem (möge
er Frieden haben) und die Grotte, die drei Türen hat, die südliche, die
nördliche und die westliche; daß die christlichen Nation, die dort leben,
Sicherheit haben mögen, die Iberer und Äthiopier und diejenigen, die zu einer
Wallfahrt kommen, Franken, Kopten, Syrer, Armenier, Nestorianer, Jakobiten und
Maroniten, die Angehörigen des Patriarchen, der das Primat über sie (die
königliche Nation) haben soll, denn es wurde ihm die Ehre vom ehrwürdigen und
geliebten Propheten (Mohammed), dem von Gott (Allah) gesandten, zuteil, und er,
Mohammed, beehrte sie, die königliche Nation, durch das Siegel seiner
ehrwürdigen Hand und ordnete an, daß ihnen Gunst und Sicherheit zuteil werden
mögen. Sie sind befreit von „Haratzi" und Kafari", von den Steuern und ebenso
vom Land- und Seedienst. Der Eintritt in die „Kaname" (Auferstehungskirche) und
die übrigen Kirchen ist kostenlos. Von den Christen, die in die Kaname zum
Gebet kommen, soll ein jeder dem Patriarchen ein Gramm oder das Drittel eines Gramms
Silber geben. Jeder gläubige Mann und jede Frau soll halten, was wir befohlen
haben, sei er ein König oder Richter, ein Führer mit weltlicher Autorität, ein
reicher oder armer muselmanischer Gläubiger, sei es Mann oder Frau." Es folgten
die Zeugnisse der anwesenden arabischen Offiziellen, die das Dokument
beglaubigten und Anweisungen zu seinem Gebrauch gaben.
Das oben genannte Dokument garantierte die
Sicherheit der christlichen Bevölkerung, der Pilger und ebenso der Heiligen
Stätten. Andere Dekrete von nachfolgenden Patriarchen beschrieben detaillierter
die Besitzrechte. Im Jahre 813 n. Chr., als Al Mamoun Kalif war, begann Thomas,
der Patriarch von Jerusalem, mit der Reparatur der Kuppel. Die erforderlichen
Ausgaben bezahlte ein reicher Ägypter namens Vokam. Das nötige Holz wurde aus
Zypern eingeführt und die Reparaturen wurden 814 n. Chr. vollendet. In der
Mitte der Kuppel installierte der Patriarch eine weitere, kleine Kuppel, die
ungefähr die Höhe eines Menschen hatte, um zu Helfen, das Eindringen des Regens
in die Kirche zu verhindern. Ein Moslem namens Obeidawlah (die Endsilbe Dawlah
zeigt, daß es sich um einen Offiziellen handelte) führte Klage gegen den
Patriarchen und machte ihm Vorwürfe wegen den zusätzlichen Neuerungen, die dazu
geführt hatten, daß die Auferstehungskirche höher geworden war als die Omar -
Moschee. Er rief den Patriarchen und andere Vorsteher der Christen und sperrte
sie bis zur Verhandlung im Gefängnis ein. Dann kam ein Moslem zu Thomas, dem
eingesperrten Patriarchen, und gab ihm Anweisungen, wie er seine Verteidigung
führen sollte. Er schlug z.B. vor, die Zeugen bei der Befragung nach der
früheren und der jetzigen Höhe der Kuppel zu fragen. Tatsächlich fragte der
Patriarch bei der Anhörung von Obeidawlah die Zeugen nach der Höhe der Kuppel.
Da diese es nicht wußten, gingen sie beschämt weg. Der Patriarch und die
Übrigen wurden freigelassen und der Moslem, der ihnen geholfen hatte, wurde
reich belohnt.
Die Beziehungen der Christen Jerusalems und der
muslimischen Behörden spiegelten die Entwicklung der Beziehungen des Kalifates
und des Kaiserreiches wider. So drang 969 n. Chr. eine wutentbrannte Menge von
Muslimen in die Auferstehungskirche ein und schändete sie, als eine
Vergeltungsmaßnahme für die Einnahme Antiochiens durch die Armee Nikiphoros des
II Phokas. Der Jerusalemer Patriarch Johannes IV. erlitt das Martyrium im
Feuer.
Im Jahre 995 n. Chr. bestieg Hakim Ibn Amrillah
den Thron von Ägypten. Seine Mutter war Christin. Die Geschichte erinnert sich
seiner als eines unbeständigen und unentschlossenen Tyrannen. Seine Ansichten hatten niemals
lange Beständigkeit, und dies hatte Auswirkungen auf seine Politik, besonders
in religiösen Angelegenheiten. Er verfolgte die Christen mit größerem
Fanatismus als seine Vorgänger, denn er wollte keine Spur von Beeinflussung von
Seiten seiner mütterlichen Abstammung zeigen. Der Höhepunkt seines Hasses gegen
die Christen war die Zerstörung der Auferstehungskirche im Jahre 1010. Es gingen
Gerüchte um, daß einer von seinen Männern im Laufe der Nacht den Kadaver eines
Hundes in die Moschee von Jerusalem geworfen hatte. Als die Moslems am
folgenden Tag die Schändung der Moschee entdeckten, entbrannten sie vor Wut
gegen die Christen der Stadt. Dann erließ Hakim den Befehl zur Zerstörung der
Kirche. Die wütende Menge drang in die Heilige Stätte und zerstörte sie völlig.
Dann sammelten sie Holz und brannten die Ruinen nieder. Nur Golgotha stand als
ein Zeugnis der Heiligkeit des Platzes. Als ob die Zerstörung noch nicht genug
gewesen wäre, ergriffen die fanatischen Moslems den Patriarchen, rissen ihm die
Augen aus und sandten ihn in Ketten nach Kairo.
Die zweite Zerstörung der Auferstehungskirche rief
einen bitteren Eindruck in der ganzen christlichen Welt hervor. Als er wieder
einmal seine Meinung geändert hatte, erlaubte Hakim den Wiederaufbau der
Kirche, aber niemand traute sich, es während seiner tyrannischen Herrschaft zu
tun. Nach dem Tode Hakims bestieg 1028 sein Sohn Dareh den Thron Ägyptens. Zu
dieser Zeit war Romanus III., der Silberne, der Kaiser von Konstantinopel. Er
verständigte sich mich Dareh, der im erlaubte, die Kirche wiederaufzubauen. Um
sein Ziel zu erreichen, sandte Romanos Geld, Materialien und Arbeiter, um das
Werk zu beginnen. Seine Nachfolger, Michael von Paphlagon und Konstantin VIII.,
Monomachus, setzten das Werk mit ihren Spenden fort. Nach der Vertreibung
Darehs durch Moustanzar, den Kalifen von Bagdad, wurden Vertreter mit
Konstantinopel ausgetauscht. Einer der Punkte auf der Tagesordnung war die
Freilassung von 5000 Moslems, Gefangene der Römer, die bei der Fertigstellung
des Baus helfen sollten. Kaiser Konstantin VIII. Monomachus willigte ein, und
5000 Muslime kamen in Jerusalem an und halfen bei der Fertigstellung der
Arbeit. Im Jahre 1048 war die neue Auferstehungskirche fertiggestellt.
Im Jahre 1099 n. Chr. kamen die Kreuzfahrer vor
den Mauern Jerusalems an. Neue Vorschläge zur Zerstörung der Kirche durch die
Moslems wurden im letzten Moment als nicht Erfolg versprechend zurückgewiesen. Am
16. Juli desselben Jahres fiel Jerusalem in die Hände der Franken und ihres
Führers Gottfried. Ihre Anwesenheit dort dauerte 88 Jahre. Während dieser Jahre
achteten die Lateiner die Bauten der Kaiser von Byzanz und sie machten keine
Änderungen oder Umgestaltungen in der Konstruktion. Sie beschränkten sich auf
die Reparaturen des Lateinischen Patriarchates von Almerikus, für die auch
Kaiser Manuel Komnenus spendete.
Im Jahre 1187 n. Chr. vertrieb Saladin die
Kreuzfahrer und wurde Herr über Jerusalem. Gemeinsam mit den Rittern, verließen
die lateinischen Geistlichen die Heilige Stadt. Saladin nahm
Vergeltungsmaßnahmen vor, die zum Teil auch auf die Auferstehungskirche
ausgerichtet waren. Er versiegelte alle Tore der Kirche bis auf eines, und er
schloß die Fenster der Kuppel des Katholikons. Er nahm das Kreuz ab, das die
Kuppel geschmückt hatte und ließ es unter Hohn durch die Straßen der Stadt
tragen. Der Schaden wäre noch größer gewesen, wenn die byzantinische Diplomatie
nicht erfolgreich gewesen wäre. Der Kaiser Isaakios Angelos beruhigte den
kurdischen Sultan. Saladin erließ dann ein Dekret, in dem die gesamte Kirche
und alle anderen Heiligen Stätten ihren Eigentümern, den Römern zurückgegeben
wurden. Das Dekret wurde in Platten gemeißelt und diese wurden neben dem Tor
aufgehängt. Der Text des Dekrets lautete: „Ich, Silach ed-din, Sultan von
Ägypten und seiner Regierungsbezirke, Palästina, Jerusalem,
Nablus und Damaskus und die zu Damaskus gehörenden Bezirke, befehle,
daß die Mönche der königlichen Nation der Römer und ihre Priester und Nonnen,
als auch die zum Gebet in die Kirche der Kamame (Auferstehungskirche),
ankommenden Griechen, Kopten und Hambesis weder Haratz noch Kafar noch
irgendeine andere Gebühr bezahlen müssen. Sie
sollen freigestellt sein. Außerdem befehle ich, daß der Patriarch der Römer,
der hier in Jerusalem ist, Herr über alle ist, die ihrem Ursprung nach Nazoräer
sind, d.h. alle die hierher kommen, Armenier, Kopten, Syrer, Nestorianer,
Franken und alle anderen Nationen, die Nazoräer sind. Er soll Herr über die
Kamame (Auferstehungskirche) sein: und in das sogenannte Grab Jesu geht er
hinein und empfängt das Licht von dort und gibt es allen Nazoräern. Und die
Auferstehungskirche soll von nun an unangetastet bleiben, und keiner der
Moslems soll es wagen, sie zu einer Moschee zu machen, und die Nazoräer mögen ungehindert
hineingehen. Außerdem befehle ich, daß
keiner der Moslems es wagen soll, gegen meinen Befehl zu verstoßen."
Von da an blieben die Orthodoxen bis 1229
n.Chr. Herren der Auferstehungskirche. Im Jahre 1229 griff der deutsche Kaiser
Friedrich II. Barbarossa Palästina an und wurde Herrscher von Jerusalem. Der
lateinische Klerus kehrte daraufhin nach Palästina zurück und die Orthodoxen
wurden bis 1244 von ihren Rechten ausgeschlossen. Während dieser Zeit ertrugen
sie Furchtbares. 1244 eroberte der Sultan von Ägypten, Saleh Egioup das Heilige
Land zurück und stellte die Herrschaft der Orthodoxen über die Heiligen Stätten
wieder her, indem er die Schlüssel der Auferstehungskirche dem
griechischen Patriarchen übergab. 1390
n.Chr. wurde die Auferstehungskirche infolge einer Vereinbarung mit dem
griechischen Kaiser Johannes Kantakouzis renoviert.
Ende des 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts
wurde der größte Teil des Islam von den Mongolen vernichtet. Eine einzige
starke Dynastie blieb erhalten, die der Mameluken von Ägypten. Diese übergaben,
aufgrund des Zusammenlebens mit den Kopten von Ägypten, diesen Heilige Stätten,
wie die Kirche der Auffindung des Heiligen Kreuzes. Ebenso wurde ihnen ein
Bereich in nord-östlichen Narthex der Kirche als Wohnraum zur Verfügung
gestellt. Diese Bewegung „öffnete die Säcke des Aeolos". Allmählich
wurden auch andere Teile den Häretikern überlassen. Sie bekamen die Kapelle, wo
die Kleider Christi verteilt worden waren und einen Platz hinter dem Baldachin
(dem Heiligen Grab) um Gottesdienste abzuhalten, außerdem zwei Räume unter den
oben genannten Orten. Die Maroniten nahmen die Kapellen der Geißelung und des „Fasse
mich nicht an", die Armenier den Ort der Katechumenen und den Platz, an dem die
Muttergottes mit Johannes stand. Nach dem Fall von Konstantinopel und dem
daraus resultierenden Mangel an politischer Sicherheit der Orthodoxen,
erdreisteten sich die Häretiker, die Schlüssel der Auferstehungskirche zu
fordern. Diese Situation dauerte bis 1517 n.Chr. an, einem Datum, an dem der
Ottomanische Sultan in die Heilige Stadt einzog. Nach diesem Wechsel fand sich
der orthodoxe Patriarch Dorotheos bei dem neuen Herrscher ein, zeigte ihm die
Dekrete seiner Vorgänger und verlangte die Wiederherstellung der Besitzrechte. Selim
erließ ein „Hatti serif" das wie folgt lautete:
„.... Der jetzige Patriarch der
Griechen, der mit den restlichen Mönchen und Untertanen gekommen ist, hat danach
verlangt, die Kirchen, Klöster und Heiligen Stätten, die sich in Jerusalem und
außerhalb befinden, wieder wie zuvor unter ihrer Kontrolle und ihrem Gebrauch
zu haben, gemäß der heiligen Aktiname Omars und den Festlegungen der vorherigen
Könige. Deshalb befehle ich mit meinem jetzigen Dekret, daß der Platz gegenüber
dem Tor der „Kamame" (Auferstehungskirche) ihnen unterstellt ist, ebenso der in
der Mitte liegende „Mougtestel" (der Ort der Kreuzabnahme) mit den beiden alten
Manualien und den Öllampen, den vier oben und unten liegenden
Räumen, die in dem Bereich liegen, der Golgotha genannt wird, und der dem
Patriarchat gehört, die sieben oben und unten liegenden Räume, die in dem
Bereich liegen, der als derjenige der Jungfrau Maria bekannt ist, die Mitte der
großen Kirche (das heutige Katholikon), das Grab und der „Koumpen" mit all den
Heiligen Stätten außerhalb der Auferstehungskirche, den drei Kirchen im Hof, der
gegenüberliegenden Kirche des Heiligen Johannes, der sogenannten Kirche der
Heiligen Helena im Patriarchat, der Kirche der Heiligen Thekla, Seidanagia, dem
Kloster des Heiligen Euthymios, der Heiligen Katharina, des Heiligen Erzengels
Michael, des Heiligen Georg, dem Kloster des Heiligen Johannes des Theologen
zusammen mit dem Garten, des Heiligen Basilios, des Heiligen Nikolaos, des
Heiligen Dimitrios, der Jungfrau Maria, dem anderen Kloster des Heiligen
Johannes und dessen anderer Kirche, dem Kloster des Heiligen Jakobus, des Sohnes
des Zebedäus, der „Giourzidon", dem Kloster des Heiligen Georgios, der
außerhalb Jerusalems liegenden Gedenkstätte der Jungfrau Maria, dem Heiligen
Zion, dem Gefängnis Jesu, das Haus des
Hannas, den auf dem Land liegenden Gedenkstätten, dem Kloster vom
Heiligen Kreuz der „Giourzidon", dem Kloster des Heiligen Symeon (das
heutige Katamonas), dem des Heiligen Elija mit dem Olivenhain und und dem
Weingarten , dem Kloster des Heiligen Savva, dem des Heiligen Georg in Beit
Jala, der Geburtsgrotte in Bethlehem und den Schlüsseln der beiden Tore, des nördlichen
und des südlichen, den beiden umgebenden Gartengrundstücken und den Olivenhainen
mit ihren Gedenkstätten, und den übrigen Orten, an denen sich Klöster und
Kirchen von Untertanen des Patriarchen befinden, den Leuten aus Georgien,
Äthiopier und Serben und allen ihren Gaben ebenso wie ihren
Metropoliten und Mönchen und sich um die Hinterlassenschaften der verstorbenen
Metropoliten, Bischöfe und Mönche zu kümmern. Am Tor Jerusalems, am Zemzem
Sugiunamed Wasser und am Arap Kafari und den Treppen müssen sie kein „Koumerkia"
und „Batsi" bezahlen, noch wenn sie kefsia (Feste) haben, und sie sind
vollkommen frei und nicht gezwungen Abgaben zu bezahlen. Und gemäß diesem,
meinem Heiligen Erlaß sollen sie von keinem anderen Volk gestört werden und der
Patriarch der Römer soll der Erste von allen Stämmen sein. Gemäß der Aktiname
von Omar Hattab und den Erlässen der vorherigen Könige, so gebe ich auch meinen
heiligen Erlaß, daß alles so ausgeführt wird, wie es hier geschrieben steht. Wenn
deshalb jemand ab heute, sei er ein Regierender oder ein höchst ehrwürdiger
Wesir (...) oder irgendein anderer Beamter oder ein einfacher Diener und Sklave
meines Hofes in der Zukunft beabsichtigt diesen Erlass zu verändern oder zu
übertreten, ist dieser, egal wer er sein möge, verantwortlich für den Zorn und
die Strafe des höchsten Gottes. Ich lege meinen Heiligen Erlass in ihre Hände
und sie tragen die Verantwortung.
Drei Jahre lange bestand eine
unhaltbare Lage zwischen den Andersgläubigen und dem Patriarchat wegen
dem
Besitz des Schlüssels. Selim war gestorben und sein Sohn Suleiman hatte
die
Herrschaft übernommen. Er beschloss, daß die moslemischen Wächter die
Schlüssel
innehaben sollen, etwas, das bis heute in Kraft ist. 1537 n. Chr. trat
Frieden
zwischen Europäern und Ottomanen ein. Aus diesem Anlass kamen einige
franziskanische Mönche. Sie lösten die Maroniten ab, die keinen
Nachwuchs mehr
hatten, kauften sie, latinisierten sie allmählich und übernahmen ihre
Orte. Auf
diese Weise drangen die Franken in mehrere Heilige Stätten ein. Seitdem
schafften
sie Hindernisse und Zustände an den Heiligen Stätten und versuchten,
einmal mit
List, ein andermal mit Geld zu übernehmen, was immer sie konnten. Lange
Zeit vereitelten sie durch ihre Aktionen die notwendigen Reparaturen
der Kirche. Letztendlich wurde im Jahre 1720, unter dem Patriarchat des
Chrysanthos und nach vielen Beratungen beschlossen, die
Auferstehungskirche zu
reparieren. Die Angehörigen jeder Konfession sollten selbst ihre
eigenen Plätze
reparieren, abgesehen vom Baldachin (dem Heiligen Grab). Dieser wurde
gelassen,
wie er war.
Eine neue Katastrophe ereignete sich im Jahre 1808. Ein armenischer Küster,
der betrunken war, drückte brennende Kerzen auf die Ikonostase der armenischen
Kapelle, anstatt sie auf den bronzenen Kerzenständer zu stecken. Dann schlief
er ein. Bald fing die Ikonostase Feuer, das die benachbarten Franziskaner
zuerst entdeckten. Sie weckten die „Agiotaphiten" (die griech. Mönche) und
gemeinscam versuchten sie das Feuer zu löschen. Das Feuer breitete sich zuerst
auf den Aufenthaltsort der Frauen in der Kirche aus (dieser befand sich meistens
oben im ersten Stock) und von dort zur Kuppel. Trotz der gemeinsamen Bemühungen
der Römer, Franken, Armenier, Kopten und Syrer, gestaltete sich das Löschen des
Brandes als undurchführbar. Vor dieser Katastrophe wurde nur das Grab des Herrn
bewahrt.Weder wurden seine Öllampen durch den Rauch ausgelöscht, noch wurden
die hölzernen Türen des Baldachin beschädigt. Diese wurden, als Zeugen des
Wunders, während der Erneuerung in den Versammlungsraum der Bruderschaft vom
Heiligen Grab übertragen. Der Patriarch von
Jerusalem, Polycarp, war während dieser Zeit in Konstantinopel. Als er von der
Zerstörung der Kirche informiert wurde, wandte er sich an den Ökumenischen
Patriarchen Kallinikos und bat um Hilfe. Dieser nahm den Kampf um den
Wiederaufbau des wunderbaren Gebäudes sofort wieder auf. Sofort wurden synodale
Schreiben und Enzykliken für alle Erzbischöfe des Thrones herausgegeben. Es
wurde auch ein Bericht für Sultan Machmud verfasst, mit der Bitte um die nötige
Genehmigung. Nach dem Erhalt der Genehmigung kam der königliche Architekt
Komninos von selbst und übernahm die Arbeiten, die im Frühjahr 1809 begannen. Trotz
der Schwierigkeiten, die von den Heterodoxen und Andersgläubigen bereitet
wurden, wurde die Kirche restauriert und das Werk vollendet. Die Einweihung
fand am 13. September 1810 statt. Ein Teil der Arbeiten wurde von der
französischen Regierung vereitelt. Die Teile, die den Häretikern gehörten,
wurden von den Orthodoxen restauriert zurückgegeben. Trotzdem gab es in den
kommenden zwanzig Jahren Streit und Meinungsverschiedenheiten wegen der
Eigentumsrechte. 1834 n.Chr. wurden die Fenster der Kuppel geöffnet, die seit
der Zeit Saladins verschlossen geblieben waren. Damals war der Ägypter Ibrahim
Pasas oberster Herrscher; er war ein Augenzeuge, als aufgrund der erstickenden
Situation am Großen Samstag mehrere Pilger an Asphyxie starben.
Mitte 1842 waren neue Reparaturen am Gebäude nötig. Dann gelang es den Griechen eine Erlaubnis von Sultan Medgit zu bekommen. Diese spezielle Genehmigung wurde zu einem nutzlosen Brief, da es der französischen Regierung wieder einmal gelang, die Genehmigung aufzuheben. Nach dem Ende des Krimkrieges entschieden Russland, Frankreich und die Türkei, die Kirche gemeinsam zu reparieren ohne am status quo der Besitzrechte etwas zu verändern. Die Arbeiten begannen am 2. Januar 1867 und dauerten zwei Jahre.
Das ist im Wesentlichen die Geschichte der Auferstehungskirche bis zum 19. Jahrhundert.
Übersetzung: Schwester Matthaia Osswald