Würde Christus soviel Glanz in den Gotteshäusern gutheißen?

Die Antwort des hl. Nikolaj Velimirović, Bischof v. Ochrid  auf einen Brief

Im vorangegangen Brief antworten Sie mir erneut mit einer Frage: „Würde Christus soviel Glanz in den Gotteshäuser gutheißen?“. Ich sage: Unbedingt. Da Er sie damals duldete, würde Er sie auch jetzt dulden. Damals gab es in Jerusalem den Tempel Salomos, eines der seltenen Wunder der Architektur und der Prachtentfaltung der Welt. Dieser Tempel hatte mehr Gold und Edelsteine im Inneren als alle Kirchen auf dem Balkan gemeinsam. „Und das ganze Haus überzog er mit Gold, das ganze Haus vollständig; auch den ganzen Altar, der zum Sprachorte gehörte, überzog er mit Gold.” (1 Kön 6,22). Diesen Tempel betrat Christus oftmals und zu keinem Zeitpunkt äußerte Er die Meinung, dass all dies in Brot umgewandelt und verspeist werden sollte.

  Er war es, Der die Zerstörung dieses Tempels vorhergesagt hatte, und der Tempel wurde tatsächlich zerstört, aber nicht aufgrund des Goldes im Tempel, sondern wegen des Unrats in den Menschenseelen. Es stimmt mich zuversichtlich, dass Ihr euch barmherzig zeigt gegenüber den Bedürftigen, doch noch mehr würde es mich freuen, wenn Ihr euch mit eurem eigenen Vermögen barmherzig zeigen würdet, anstatt mit jenem Anderer. 

  Ich würde Sie ungern auf der Seite von Judas stehen sehen. Erinnern Sie sich immerzu daran, dass Judas es einst so aussehen lassen wollte, als ob er Christus in Barmherzigkeit überbot... Lesen Sie das zwölfte Kapitel des Johannesevangeliums. Eine Frau nahm ein Fläschchen mit kostbarer Narde und salbte die Füße Jesu. Judas, der später seinen Lehrmeister für Geld verriet, wurde wütend und rief: „Warum ist diese Salbe nicht verkauft um dreihundert Groschen und den Armen gegeben?“ (Joh 12,5). Unser fürsorglicher Herr, Der bald darauf selbst Sein eigenes Leben für die Bedürftigen geopfert haben würde, antworte ihm: „Denn Arme habt ihr allezeit bei euch; mich aber habt ihr nicht allezeit.“ (Joh 12,8).

  Hört auf meine Worte: Wenn wir alle immer Christus nahe wären, so würde es überhaupt keine Hilfsbedürftigen mehr unter uns geben. Diejenigen, die immer Christus nahe sind, sind es, die der Kirche all dies schenkten, das Sie „Glanz“ nennen. Dieselben sind es auch, die den Armen soviel wie irgend möglich geben. Die Liebe zum lebendigen Christus motiviert sie zu beiden Opfern: dem Opfer für ihre Kirche und dem Opfer für ihre bedürftigen Brüder und Schwestern. Wohingegen diejenigen, die Christus nicht nahe sind, auch den Bedürftigen nicht nahe sind. Sie wünschen der Kirche alles wegzunehmen und es den Armen zu geben, um nicht vom Eigenen zu geben und zugleich von den Armen nicht mehr belästigt zu werden. Dies ist die tiefere Versuchung, die dreist, unter dem Deckmantel der Wohltätigkeit versteckt, ihre Runden dreht.

 

Heiliger Minas

Dreimonatige Ausgabe d. Heiligen Metropolie von Kastoria

Heft 43 April-Juli 2010

Übersetzung: Alexia Ghika- Kyriazi

 


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