Sofort nach der Bekanntmachung des Vorfalls stellten die Behörden,
Vertreter der Konfessionen und Massenmedien die Frage, wer an dem Tod
des Moskauer Klerikers und Missionars interessiert war, wer konnte
davon profitieren].
Die Meisten betrachten diesen gewaltsamen Akt, als eine Antwort auf die aktive Missionarstätigkeit des Priesters.
Seit geraumer Zeit befand sich der Priester Daniil in einem Disput
[Redestreit] mit einer extremistischen Islambewegung. Bekannt wurden
auch die Predigten des Vaters (ferner abgekürzt mit V.) Daniil zwischen
den Moskauer Moslem-Gastarbeitern. „In den letzten zwei Jahren haben
wir in unserer Kirche 80 Moslems getauft. Unter ihnen sind Tataren,
Usbeken, Tschetschenen, Dagestaner“,- erklärte V. Daniil in einem
Interview mit der „Komsomolskaja Pravda“.
Dem zufolge ist auch seine Missionarstätigkeit der Grund für Drohungen
geworden, die vor 4 Jahren begannen, nachdem er einen öffentlichen
Disput mit Wjatscheslaw Polossin hatte, einem Ex-Priester, der zum
Islam konvertierte.
Über diese Drohungen hat auch der Priester erzählt: „Wissen sie, mir
wird regulmäßig gedroht: am Telefon und per E-Mail. 14 Mal wurde mir
mit dem Kopf abschneiden gedroht. Vor einem Jahr hat mich der FSB
(Geheimdienst) angerufen und mitgeteilt, dass sie einen Mordanschlag
auf mich vereitelt hätten. Und ich hatte nichts davon gewusst... Aber
der Herr ist gnädig!“
Momentan werden von der Rechtsschutzorganisation keine voreiligen
Schlüsse gezogen. „Alle möglichen Ursachen in diesem Fall werden
untersucht, doch wir neigen zu der These, dass das Motiv, Hass auf
religiöser Grundlage ist“, - erklärte am Freitag der Vorsitzende des
Untersuchungskomitees, Anatolij Bagmet. Er hat weltliche Interessen an
der Tat ausgeschlossen. „Diese Version wird von uns nicht unter die
Lupe genommen“, - betonte der Vorsitzende.
Der offizielle Vertreter des Untersuchungskomitees, Wladimir Markin,
unterstrich, dass das Komitee viele Versionen der Tat betrachtet, doch
sie „schließen nicht aus, dass der Mord an dem Priester mit seiner
religiösen Aktivität zu tun hatte.“
Wir müssen uns den Tathergang anschauen. Nach den Angaben des
Untersuchungsausschusses trug der Mörder eine Maske [eine Arztmaske,
Mundschutz gegen Infektion]. Dies hat keinen Verdacht erregt, denn im
Zusammenhang mit der Grippe, tragen viele in Moskau einen Mundschutz.
Die Polizei hat ebenfalls herausgefunden, dass der Mörder vorher V.
Daniil angerufen hat, und sich vergewisserte, dass er auch gewiss in
der Kirche zu der [Tat-]Zeit ist. Nach der Meinung von Kyrill Frolow,
eines Freundes des Ermordeten, wurde V. Daniil überwacht: er liebte es
bis in den späten Abend in der Kirche zu bleiben, wo er auch seine
theologischen Arbeiten und Artikel schrieb. „Der Mörder hat eine
perfekte Zeit ausgesucht, als der Priester praktisch allein war“, -
vermutet er.
Doch der Mörder wusste nicht, wie V. Daniil aussieht (er musste in der
Kirche fragen, wer Syssojew ist). Dies bezeugt, dass der Mörder nicht
professionell war. Wiederum trafen nur 3 von 4 Kugeln ihr Ziel.
Sofort nach dem Ableben des V. Daniil, hat der Heiligste Patriarch
Kyrill sein Beileid an die Familie ausgesprochen: „Jede
Gesetzlosigkeit, die den Menschen seines Lebens beraubt, ist schwere
Sünde. Doch ein Mord des Priesters in der Kirche Gottes – ist eine
Herausforderung an das Gesetz Gottes, es ist eine Blasphemie an dem,
von Gott gegebenen, Heiligtum. Und diese Sünde wird Gottes Rache nach
sich ziehen. Doch ich hoffe, dass menschliche Gerechtigkeit auch ihren
Eintritt findet.
Ich bitte aber, solange die Namen der Täter noch nicht bekannt sind, es
zu vermeiden, voreilig bestimmte Personen oder Gruppen zu beschuldigen.“
Trotz allem vertritt das Moskauer Patriarchat die Meinung, dass der Tat
rein religiöse Motive zugrunde lagen. Erzpriester Wladimir Wigiljanski,
der Leiter des Pressedienstes des Moskauer Patriarchats (MP), erklärte
folgendes: „Das ist die erste und passende Version, denn Vater Daniil
war ein ausgezeichneter Prediger, er hat sehr viele Überlegungen über
die Wechselbeziehung der Orthodoxie und anderer Religionen angestellt.
Doch wir dürfen nichts überstürzen, wir brauchen Beweise.
Wir werden den Untersuchungshergang beobachten. Das ist ein „lautes“
Ereignis. Priester sind in letzter Zeit zu Zielscheiben geworden, man
trachtet ihrem Leben nach, sie werden grausam ermordet. Es ist Zeit,
sich darüber Gedanken zu machen, wie wir diesen Stand schützen können.“
Der Mord an V. Daniil wurde auch von seinem Kollegen Erzdiakon Andrej
Kuraev kommentiert. In einem Interview mit „Interfax“ meldete er
folgendes: „Ich bin der Überzeugung, dass der Schuss religiöse Ursachen
hat. Wenn es sich also so verhält, so füllt V. Daniil die
Neumartyrerliste von Russland.“ Nach der Meinung des Erzdiakons, war
das „Einzige, was Hass gegen Vater Daniil Syssojew hervorrufen konnte,
seine orthodoxe Predigt, seine lebendige, persönliche und brennende
Predigt.“
Vater Andrej betonte, dass der ermordete Priester selbst ein Tatare
war, und „seine Mission sich auf die moslemische Intelligenz richtete.
Es fanden flammende und öffentliche Diskussionen statt.“
„Es ist nicht ausgeschlossen, dass bei jenen, die an diesen Diskussion
teilnahmen, menschliche Argumente ihr trauriges Ende fanden, und Kugeln
zu dem letzten Argument in der Polemik mit dem orthodoxen Priester
wurden“, - verdeutlichte er.
Der Russische Rat der Muftis hat auch Stellung zu dem Vorfall genommen.
„In meinem und in dem Namen meiner Kollegen, bringe ich hiermit unser
Beileid zum Ausdruck. Wenn man zum Priester fragen hat, so muss man
Antworten auf einem zivilisierten Weg suchen, und nicht durch einen
Mord“, - äußerte sich zur Tat der erste Stellvertretende der
Geistlichen Leitung der Muslime im europäischen Teil Russlands, Damir
Gisatullin. Er hat ebenfalls beteuert, dass „jener, der eine solche Tat
begangen hat, zu keiner Religion dieser Welt angehören kann.“
„Religion, einschließlich Islam, verbietet den Mord an einem Menschen:
der Mord an einem Menschen ist gleich dem Morde an der Menschheit.
Besonders die Moslems und Orthodoxe, da sie in gerader Linie von
Abraham abstammen“, - schloss er ab.
V. Daniil war 35 Jahre alt. Er hinterließ Frau und drei Kinder. Seine
letzten Lebensjahre widmete er seiner Missionarsarbeit, er gründete
eine Predigerschule in Moskau und befand sich auf dem
Strukturierungsweg solcher Schulen in Saratow, Uljanowsk und Murmansk.
Die Aussegnung des Vaters Daniil Syssojew findet in der Petrus und Paulus Kirche in Yasenovo.
Ewiges Gedenken...